Das ehrliche Interview (6) mit Julia Buck: "Ich will Gas geben, weil es mir Spaß macht!"

07. Feb, 2019

Lachen garantiert! – Fotoleben

Julia Buck hatte in der Schule wunderbare Fotos von meinen Söhnen gemacht. Sie hatte den Sohn einer Freundin anlässlich dessen Kommunion fotografiert. Dann waren wir mit der ganzen Familie da und wir lernten uns persönlich kennen. Vom ersten Moment an mochte ich Ihre herzliche und offene sowie unkomplizierte Art beim Fotografieren. Es gelang ihr sogar, aus meinem ansonsten beim Fotografieren sehr verkrampften Neffen ein schönes Lächeln heraus zu kitzeln! Und da sie auch Mutter ist lag es spätestens zu diesem Zeitpunkt nahe, Sie für diese Reihe zu interviewen: Vollzeit-Selbstständige mit Familie! Hier kannst du lesen, wie Sie damit umgeht…

Julia Peters (JP): Liebe Julia, schön dass du dir die Zeit genommen hast. Du bist ja inzwischen schon recht ausgebucht… danke dir dafür! Zum Einstieg: Magst du uns ein bisschen was über dich erzählen? Familie, beruflicher Werdegang…?

Die Fotografie wurde vom Hobby zur Berufung

Julia Buck (JB): Na klar! Ich bin 43 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Teenager Kinder, die 14 und 15 Jahre alt sind. Ich stamme aus Langenfeld und arbeite jetzt als Fotografin. Ursprünglich habe ich einen kaufmännischen Beruf gelernt, erst als Reiseverkehrskauffrau gearbeitet und dann die Geschäftsführung von Toys are Us unterstützt. Fotografiert habe ich immer schon gerne: Mit den Kindern wurde es dann deutlich mehr. Ich bekam Anfragen, ob ich im Kindergarten fotografieren möchte. Auch diese Anfragen wurden mehr, und 2011 habe ich die Entscheidung getroffen und ein Gewerbe angemeldet, noch nebenberuflich. Ohne Studio, einfachere Technik… möglichst kostenarm am Anfang natürlich.

JP: Hast du dafür eine Weiterbildung besucht?

JB: Ja klar! Es gibt viele Möglichkeiten sowas zu machen, Gruppentrainings, Onlinekurse usw. Ich habe vor allem Personal Trainings besucht, 1:1 Trainings. Die fand ich am effizientesten! Zwar teurer, aber unendlich viel wertvoller!

Der berufliche Einstieg in die Fotografie erfolgte schrittweise

JP: 2011 waren deine Kinder ja so gerade in der Grundschule. Wie hast du vorher und ab dann dein Berufsleben mit Familie gestaltet?

JB: Nachdem ich die ersten 2 Jahre ganz zu Hause war, nach Geburt der Kinder, habe ich erstmal einen kleinen Job als Schaufensterdekorateurin gehabt, mitten In Köln. Das war toll, weil ich raus kam in die Großstadt, etwas Kreatives machen konnte. Bald war das natürlich schon mehr als nur Dekorieren. Am Schluss habe ich zwei volle Vormittage und zwei Samstage im Monat gearbeitet. 2011 habe ich zusätzlich als Fotografin angefangen und bin 2012 ganz auf Fotografie umgeschwenkt. Parallel habe ich in dieser Anfangszeit auch noch in der Firma meines Mannes mitgearbeitet; das aber mit Minijob. Inzwischen arbeite ich nur noch als Fotografin.

JP: Inwiefern war das eine bewusste Entscheidung, am Anfang zuhause zu bleiben?

„Ich war gerne auf dem Spielplatz!“

JB: Gar nicht. Da gab es damals keine Überlegung zu. Der alte Job ging nicht weiter mit Kindern. Elternzeit in der Form gab es noch nicht. Finanziell war es möglich. Ich würde es aber heute wieder genauso machen! Dazu kam, dass die beiden so nah aneinander waren und ich nicht so Möglichkeiten hatte, die Kinder in der Familie im größeren Rahmen abzugeben. Das war halt meine Arbeit damals! Mein Job! Ich war gerne auf dem Spielplatz und so. Heute wollte ich das nicht mehr.

„Fotografie ist mein Leben!“

JP: Was war denn ausschlaggebend dafür, dass du dich schließlich entschlossen hast, voll in die Fotografie zu gehen?

JB: Es hat halt von Anfang an, ohne groß Werbung zu machen, mega gut funktioniert. Weil es eben meins war! Ich wollte auch nichts anderes mehr machen!

JP: Das war in der Tat auch ein Eindruck, den ich von Anfang an bei dir hatte: Du lebst, was du liebst. Und du bist dabei sehr authentisch!

JB: Am Anfang habe ich tatsächlich fast nichts verdient. Angefangen habe ich mit einem Kellerraum bei meinen Eltern als Studio. Das war zwar überschaubar von den Kosten her, aber immerhin. Was wirklich unfassbar teuer ist, ist die Technik. Das kann man sich als Außenstehender gar nicht vorstellen. Wenn du z.B. bei einer Hochzeit fotografierst, dann darf nichts schief gehen! Heißt, dass du alles doppelt haben musst – zwei Kameras beispielsweise. Eine Kamera kann dann gerne zwischen 2.500 und 4.000 € kosten. Das ist dann noch ohne Objektiv, Speicherkarten und Ähnlichem. Von den Objektiven brauchst du auch mehrere; ich habe mittlerweile 7 im Einsatz. Und die kosten im Schnitt auch so 1500 €. Laptop, PC, ausreichend Speicherkarten… Da kommt richtig was zusammen. Überhaupt ist eine zuverlässige Datensicherung für mich sehr wichtig. Ich möchte auch dann, wenn mein Haus vielleicht abgebrannt ist, noch auf deine Familienfotos zugreifen können! Dann ein Studio, Lichtanlage…  an diese Größenordnungen arbeitet man sich am Anfang erstmal ran. Und je besser man wird, desto besser wird auch das Equipment! Und Hochzeiten sind eben auch Events, bei denen du eine besondere Verantwortung hast! Das geht weit darüber hinaus, dass du gute Fotos machen kannst. Wenn ich kurzfristig ausfalle, dann habe ich ein Netzwerk, auf das ich zugreifen kann, um auch ganz kurzfristig für Ersatz zu sorgen.

JP: Aus genauso einem Grund haben mein Mann und ich übrigens keine professionellen Bilder von unserer Hochzeit… aber das ist eine andere Geschichte. Ich finde deine Haltung an der Stelle sehr schön und wichtig! – Sag mal: Wie haben dein Mann und du das denn ab 2011 mit der Familie gestaltet?

JB: Richtig „explodiert“ ist mein Geschäft eigentlich erst von 2 Jahren. Bis dahin war das gut zu organisieren: Die Kita-Fotografie war in der Woche tagsüber… die meisten großen Termine waren samstags. Und da hat mein Mann alles übernommen. Sonntags arbeite ich nicht, auch heute nicht. Mittlerweile sind meine Kinder natürlich „groß“ – die laufen selbst. Ich koche zwar noch häufiger mittags, aber das ist alles anders geworden mit der Zeit. Heute kann ich sie ja sogar mal allein lassen, wenn sie krank sind.  Vor allem war es aber auch so, dass mein Mann mich immer super unterstützt hat und sich auch mit den Kindern beschäftigen wollte.


Mein Mann steht zu 100% hinter mir!

Und ohne dieses Backup wäre vieles auch schwieriger gewesen. Wir wussten aus der Anfangszeit, dass wir auch von einem Gehalt leben können. Dass das sich alles mal so entwickelt, wie das jetzt der Fall ist, das konnten wir am Anfang noch nicht absehen. Er hat aber trotzdem hinter mir gestanden. Und dadurch konnte ich mich eine Zeit ausprobieren und auch allem die Zeit lassen, sich zu entwickeln und meinen Weg zu finden. Wenn ich die Familie hätte ernähren müssen, dann wäre das so nicht möglich gewesen. Ganz klar!


Zuhause-Sein ist ein richtiger Job!

JP: Was glaubst du ist ein Geheimrezept, um so als Partner zusammen arbeiten zu können?

JB: Am Anfang als die Kinder klein waren, da war es wichtig, dass dieses Zuhause-Sein auch als Job angesehen wurde, von uns beiden! Mittlerweile hat sich da bestimmt was getan, aber damals war das noch nicht immer unbedingt so. Was mir auch sehr geholfen hat war, dass mein Mann zwar einerseits unterstützt hat, dass ich irgendwann wieder anfing zu arbeiten. Andererseits stand das Geld verdienen dabei nicht im Vordergrund.

„Ich habe von Anfang an versucht, zumindest einen Beitrag zu leisten.“

JP: Das heißt, so einen Auftrag, mehr Geld zu verdienen, den gab es so nicht unbedingt?

JB: Genau! Er hat zwar immer gesagt, dass es schön ist, wenn noch was dazu kommt! Und da sollte es auch immer hinlaufen! Aber er hat keinen Druck gemacht. Natürlich konnten wir uns das leisten. Und gleichzeitig hat er auch gesehen, dass ich mich wirklich reinhänge. Ich habe relativ schnell angefangen, bestimmte Ausgaben der Familie aus meinen Einkünften zu bezahlen.  Beispielsweise fahren wir ja alle vier Wakeboard, und wir haben alle eine Jahreskarte. Die ist natürlich nicht gerade günstig, aber die habe ich für alle bezahlt. Oder auch mal eine Urlaubsfahrt. Mein Mann hat ja keinen Einblick in meine Finanzen, da ich auch ein eigenen Geschäftskonto habe. Und gleichzeitig hat er so gemerkt, dass ich auch meinen Beitrag leiste.

JP: Wie sieht so ein typischer Tag bei Euch inzwischen aus?

Ein gemeinsamer Start in den Tag beim Frühstück ist wichtig. Es gibt keine geregelten Arbeitstage.

JB: Wir stehen alle zusammen auf und frühstücken auch zusammen. Das machen wir schon immer so. Früher habe ich natürlich alles gemacht im Haushalt inklusive Frühstückstisch decken. Aber letztes Jahr, als ich meinen Sportunfall hatte und 2 Monate gar nichts machen konnte, hat mein Mann das morgens übernommen. Er ist Frühaufsteher, im Gegensatz zu mir (lacht). Und dabei ist es jetzt geblieben. Wir gehen alle gleichzeitig aus dem Haus: Die Kinder zur Schule, mein Mann zur Arbeit und ich drehe mit dem Hund eine große Runde. Danach ist es sehr unterschiedlich für mich, da ich keinen geregelten Arbeitstag habe. Bei Studioterminen gehe ich irgendwann rüber ins Studio, bei Aufträgen in Kitas oder Schulen fahre ich dorthin. Es fällt aber auch viel PC-Arbeit an, die ich dann entweder zuhause oder im Studio mache. Die Verwaltung der Fotografien und das alles ist sehr aufwändig, was meine Kunden oft gar nicht sehen. Mittags haben die Kinder teilweise lange Schule. An den Tagen muss ich mich nur um mich selbst kümmern. An den anderen Tagen sehe ich zu, dass ich gegen 13 Uhr zuhause bin, was eingekauft habe und dann was koche. Mittwochs bin ich meistens den ganzen Tag hier. Die Bearbeitung der Bilder mache ich dann meistens auch direkt hier.

Abends spreche ich mich dann mit meinem Mann ab, wer als erster wieder zuhause ist. Der Hund muss nochmal raus. Ein gemeinsames Abendessen ist aber meist schwierig, da wir abends alle Termine haben: vor allem Sport, sowohl wir als auch die Kinder. Mein Sohn ist als Trainer bei der SGL im Einsatz; er ist besonders viel weg. Montags schaffen wir noch ein gemeinsames Abendessen. Ansonsten macht jeder so seins. Samstags habe ich tatsächlich mitunter Aufträge. Und sonntags war bislang der Tag, an dem wir erst gefrühstückt haben und dann was zusammen unternommen haben. Mittlerweile wollen die beiden das aber gar nicht mehr so.

Wakeboarden ist Familiensport

JP: Das Wakeboarden ist dann ja tatsächlich eine Familienaktivität für Euch, die Ihr auch alle seit mehreren Jahren schon macht, oder?

JB: Genau! Das macht auch echt Spaß! Eine echte Auszeit am Wasser!

JP: Klingt verlockend! Vielleicht sollte ich das auch mal probieren… 😊 – Wenn ich dir so zuhöre, dann klingt dein Leben und die Organisation so klar, einfach, bewusst, eins nach dem anderen, als ob du immer alles im Griff hattest. Gab es denn auch mal Zeiten, wo das anders war? Und wie war das da?

“Die Selbstständigkeit hat mich das erste Mal richtig an meine Grenzen gebracht. Schlechtes Gewissen inklusive.”

JB: Schwierig war es das erste Mal wirklich, als ich an meine Grenzen kam in der Selbstständigkeit. Damals war ich zum ersten Mal wirklich ausgebucht und es gab mehr Anfragen als ich bewältigen konnte. Leider kann ich nur sehr schlecht nein sagen! Und dann Haushalt und alles parallel… irgendwann wusste ich nicht mehr, wie ich das alles noch machen soll. Ich habe zwar eine Haushaltshilfe, aber nur für ein paar Stunden. Mein Mann ist dann eingesprungen, was aber nach einiger Zeit bei mir auch wieder zu einem schlechten Gewissen geführt hat. Das schlechte Gewissen war dann auch belastender als die eigentliche Arbeit. Du fragst dich dann ja Sachen wie „Bin ich noch genug für die Kinder da? Muss ich wirklich meinem Mann das auch noch zumuten, wo er doch schon das meiste Geld für uns verdient?“ und so.

Ein Sportunfall sorgte 2017/18 für einen Rückschlag, änderte aber viel in der Arbeitseinstellung und im Familiengefüge.

Das zweite Mal wurde es schwierig, nachdem ich meinen Unfall hatte und von jetzt auf gleich nicht mehr laufen konnte (Anmerkung: Ein Sportunfall beim Wakeboarden hatte das Knie massiv verletzt). Da hatte ich erstmal keine Möglichkeit mehr, Geld zu verdienen. Mittwochs ist das passiert. Donnerstags und Samstags hätte ich Aufträge gehabt, und für beides habe ich kurzfristig noch aus dem RTW Ersatz besorgt. Viel schlimmer war aber, dass ich sofort eine wahnsinnige Angst davor hatte, dass meine Arbeit als Fotografin damit vorbei sein könnte. Ich hatte eine wahnsinnige Panik! Und es wurde auch eine sehr langwierige Geschichte.

JP: Lautete die Angst wie „Du wirst nie wieder Fotografieren können!“? Dein “Fotoleben” ist vorbei?

JB: Ja, dass ich alle Kunden verlieren werde! Aber ich habe die Zeit gut genutzt, die Webseite neu zu machen und so…  es war ein sehr krasser Einschnitt, privat wie beruflich.

JP: Im Coaching fragt man ja dann immer, wofür so eine Erfahrung gut gewesen ist?

JB: … (denkt) … Gut war es dafür, wieder runter zu kommen. Die Pause habe ich tatsächlich gebraucht! Und ich hätte sie mir selbst so nie genommen, weil ich dafür viel zu viel schlechtes Gewissen gehabt hätte. Ob da jetzt unbewusst was dahinter steckt… ? (grinst)

JP: Im Rahmen meiner Hypnose-Ausbildung habe ich gelernt, dass das Unbewusst sehr stark sein kann. Wer weiß…?

“Ich kann nicht einfach faul sein, wenn andere um mich herum arbeiten.”

JB: Tja, wer weiß. Fakt ist, ich musste mich bedienen lassen. Ich konnte ja nichts mehr. Und das geht normalerweise überhaupt nicht bei mir. Ich kann nicht einfach faul sein, wenn andere um mich herum arbeiten. So ein Mensch bin ich nicht! Aber es ging echt gar nichts mehr. Und auch damit hatte ich am Anfang richtig Schwierigkeiten! Zuhause habe ich mich relativ bald arrangiert. Aber bei der Arbeit ging das halt gar nicht. Ich muss für meinen Job ja knien können. Ging nicht!

JP: Krass, oder? Du musst knien können für deinen Job, und genau das geht nicht mehr!

JB: Ja! Naja, und ich habe auch festgestellt in der Zeit, wer wirklich zum mir steht und mir verbunden ist und wer nicht. Das war auch ein interessanter Prozess!

JP: Wie hat deine Familie dich aufgefangen in dieser Zeit?

JB: Jeder musste mit ran. Die Haushaltshilfe ist glücklicherweise bei meiner Schwester fest angestellt, so dass ich mir da übergangsweise mehr Stunden holen konnte. Sie hat teilweise auch für uns gekocht. Mein Mann hat mehr von Zuhause aus gearbeitet. Würde mir sowas jetzt nochmal passieren, wäre es aber viel schwieriger! Denn mittlerweile muss ich hier im Studio eine monatliche Miete zahlen. Diese Kosten hatte ich damals nicht. Es war eine sehr bittere Erfahrung! Ich werde auch beim Wakeboarden nicht mehr so springen! Gefahren bin ich wieder, 1 Jahr später, aber springen werde ich nicht mehr! MUSS ich vielleicht auch nicht mehr, nicht mehr so groß. Vielleicht auch altersbedingt, aber auch grundsätzlich.

JP: Eine sehr verantwortungsbewusste Entscheidung! Fehlt dir das denn gar nicht?

JB: Am Anfang war es richtig schwer, und ich bin auch gar nicht mehr mitgegangen. Das erste Mal Fahren war ganz schwer, aber seitdem geht es. Mittlerweile ist mein ganzes Leben eher wieder wie vorher (lacht), aber auch mit anderen Hebeln. Ich will mich jetzt auch nicht mehr einschränken. Ich habe dieses schöne Studio und so.

“Ich muss jetzt Gas geben! Das will ich auch, weil es mir Spaß macht.”

Aber diese 4h Haushaltsunterstützung zuhause, die reichen überhaupt nicht. Und da komme ich immer noch enorm an meine Grenzen. Auch körperlich. Wenn ich z.B. in einer Woche an einer Schule 320 Schüler fotografiere, dann passiert das an 4 Vormittagen. 320 mal die gleiche Erklärung, die gleiche Bewegung (geht wie zum Fotografieren in die Knie – jetzt weiß ich woher ihre gute Figur kommt 😊)… du muss immer das Gleiche sagen. Dann kommt eventuell noch der Auf- und Abbau von dem ganzen Material dazu. Das hat es körperlich wirklich in sich! Mein Arbeitsalltag ist aber auch sehr unterschiedlich: Mal 12h am Tag, mal weniger, mal unterwegs… mal kommen viele Nachrichten gleichzeitig auf allen Kanälen rein. Man kann mich auf Whatsapp erreichen, über Mail, Facebook und mittlerweile auch Instagram. Das kann ich alles an niemanden delegieren, da ich ja allein arbeite. Und das alles zusammen nimmt mir manchmal echt fast die Luft zum Atmen!

JP: Mir ist aufgefallen, dass du wirklich sehr schnell antwortest. Viel schneller als ich das je von dir erwarten würde. Mir scheint, du hast da auch einen sehr hohen Eigenanspruch, oder?

JB: Da hast du recht! Ich setze mich mit diesem schlimmen Eigenanspruch selbst unfassbar unter Druck.

“Tatsächlich habe ich mir für 2019 vorgenommen, mein Handy zuhause auszuschalten oder zumindest in eine Schublade zu legen.”

Wenn es klingelt oder eine Nachricht reinkommt, dann habe ich den Anspruch an mich, dass ich sofort antworten muss. Damit bin ich einerseits natürlich ein schlechtes Vorbild für meine Kinder, und andererseits verhindert das auch, dass ich mal abschalte. Und dieses Reagieren und Antworten, das würde ich manchmal gerne an jemanden abgeben wollen, eine Praktikantin oder so, die 3mal pro Woche kommt und das einfach macht. Habe ich nicht, kann ich mir auch noch nicht so leisten. Aber vielleicht muss ich da auch einfach mal meinen Anspruch an mich senken.

Wenn ich dann mittags mal etwas später nach Hause komme und recht bald wieder einen Termin habe, dann erwische ich mich oft dabei, dass ich meinem Sohn gar nicht richtig zuhöre, weil ich in Gedanken schon beim nächsten Termin bin. Wenn ich nicht nach Hause käme, dann würde ich ihn aber gar nicht sehen! Womöglich habe ich noch nicht eingekauft oder die Wäsche ist noch nicht gemacht, und dann habe ich sofort wieder ein schlechtes Gewissen!

JP: Und wahrscheinlich so ein Gefühl von „ich bin nicht gut genug“?

JB: Ja, genau. Oder ich nehme mir sonntags vor, nachmittags nichts zu tun, gehe in den Keller, um mir was zu trinken zu holen und finde da die vergessene Wäsche! Die habe ich dann vor Wut förmlich in die Ecke geschmissen. Und danach natürlich trotzdem gemacht. Aber an dem Abend habe ich gesagt, dass andere sich ums Essen kümmern sollen! Im Moment ist das manchmal wirklich schwierig: Haushalt, Vollzeitjob – manchmal ist es ja mehr als das – und Familie und alles. Und es ist ein Vollzeitjob, weil ich anders das Geld auch nicht verdiene.

Eine gute Freundin, die ich sehr schätze und die auch gut im Berufsleben verankert ist, hat mir gesagt, ich müsste auch mal teurer werden. Dann könnte ich auch weniger arbeiten. Und ja, es würden vielleicht andere Kunden kommen, aber auch das würde gehen.

“Langenfeld, mit allem was dazu gehört, hat mir sehr gute Startmöglichkeiten geboten.”

Und ich wäre woanders, z.B. in Köln, auch nicht in der gleichen Position wie hier. Mittlerweile kenne ich viele, und viele kennen mich. Klar, am Anfang habe ich für sehr wenig Geld gearbeitet. Manch einer hat gesagt, dass ich zu billig war. Ich fand es aber angemessen, weil ich noch nicht so erfahren war, meine Kamera war noch nicht so gut war usw. Würde ich wahrscheinlich wieder so machen. Wenn ich meine ersten Bilder anschaue, die finde ich heute schlecht. Meine Kunden waren aber immer zufrieden. Gleichzeitig habe ich mich sehr entwickelt, ich habe investiert. Meine Arbeit ist jetzt auf einem anderen Niveau. Also habe ich auch die Preise angehoben und wurde dann von einigen merkwürdig angeschaut. Da habe ich aber im vergangenen Jahr auch besser gelernt, mit umzugehen.

JP: Das hat ja auch viel damit zu tun, welchen Wert du dir und deiner Arbeit beimisst. Was bist du dir selbst wert?

JB: Das musste ich sehr lernen. Ich bin da immer noch nicht super, aber es wird. Ein gutes Beispiel ist die Kita-Fotografie. Da habe ich auf einen Schlag 100 Eltern als Kunden. Die sind nicht immer alle mit dem zufrieden, was ich mache. Geht auch nicht. Mittlerweile halte ich das aber besser aus.

Erfolgsrezept: Schritt für Schritt, Sachen abgeben und den eigenen Anspruch senken

JP: Was sind denn rückblickend für dich Erfolgsrezepte?

JB: Für meinen Beruf war es gut, Schritt für Schritt zu gehen. Nicht alles Material auf einmal anschaffen. Erstmal ohne Studio arbeiten. Aufträge annehmen, die vielleicht erstmal auf Bekanntheit abzielen, und nicht direkt auf Verdienst gehen. Der große Schritt zuletzt war es, dieses Studio hier anzumieten. Dann musst du echt lernen, Dinge auch abzugeben. Egal ob bei der Bildbearbeitung, was ich sehr schwierig finde, oder auch privat im Haushalt… eine Putzhilfe, die Kinder können sich auch mal selbst versorgen… und da eben auch den eigenen Anspruch zu senken.

JP: Wann war für dich der Zeitpunkt, deine Kinder gezielt mehr los zu lassen?

JB: Das war bei den beiden unterschiedlich. Mein Sohn hatte mit 15 ein eigenes Mofa und wurde damit absolut selbstständig. Meine Tochter ist jetzt 13; in der Schule wurde nochmal die Zusammensetzung in der Klasse geändert und sie hat einen ersten Freund. Das hat viel bewirkt. Und beide haben das mit dem Studio auch mitbekommen: Sie haben auch beide hierfür einen Schlüssel. Mein Sohn verbringt z.B. mit seinen Freunden eine Menge Freistunden hier und findet das megacool. Für mich ist es schön, dass sie wissen, wie ich die Zeit verbringe, und sie bekommen viel davon mit.

JP: Hast du auch einen absoluten Gau-Fall erlebt? War das der Unfall?

JB: Ganz klar, ja! Das hat auch so lange gedauert…

JP: Du bist ganz schön zäh, oder?

JB: Ja, wenn es sein muss auf alle Fälle! Vielleicht bin ich nicht so diszipliniert, wenn es um den täglichen Sport geht… (lacht)

JP: Wie sieht dein Tag heute noch aus?

JB: Heute habe ich tatsächlich keine Termine mehr, sondern versuche, Büroarbeit wegzuarbeiten. Seit Sommer arbeite ich daran, mir eine etwas festere Wochenstruktur zu geben. Aber da wir nicht weit von hier wohnen bin ich ja trotzdem flexibel. Ich muss auch gestehen, dass ich nicht gerne Auto fahre. Ich mache viel mit dem Fahrrad, sofern es geht. Also ist das so wie es ist schon alles sehr gut! Ich habe im Jahr 2018 tatsächlich viel geändert; alles, was nicht passte habe ich – teilweise mit schwerem Herzen – abgeschafft. Dazu gehörte auch, dass ich meine Preise etwas geändert habe oder teilweise das Angebot angepasst habe. Z.B. biete ich Geschwister Shootings nicht mehr an im Rahmen der Kita-Fotografie. Dafür gibt es hier im Studio die Minishootings. Manche mögen das nicht, die meisten fanden es aber sogar super!

JP: Das ist ein sehr wichtiger Prozess im Rahmen der Selbstständigkeit, aber auch beim Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Du musst in dir drin spüren, was ist richtig für dich und was tut dir gut. Und gleichzeitig musst du dich lösen von den Erwartungen anderer.

JB: Das habe ich auch lernen müssen. Aber es kam nach und nach, keine Ahnung woher!

 

Familie Buck

Jetzt gelingt es mir immer besser, sowohl in meiner Familie als auch im Beruf, MEINEN Weg klar zu

vertreten.

Ich bin lockerer geworden. Es hat sicher auch damit zu tun, dass ich inzwischen einfach auch schon viel Berufserfahrung gesammelt habe.

JP: Stell dir vor, eine gute Fee kommt vorbei und du hast drei Wünsche frei – egal was. Was wünschst du dir?

JB: Gesundheit für mich und meine Lieben, für immer! Da brauche ich auch nichts anderes mehr! Es ist das einzige, was du nicht selbst komplett in der Hand hast!

JP: Das ist schön! Dann danke ich dir für das wunderbare  Gespräch!

 

 

Alle Informationen zu Julias Arbeit als Fotografin findet Ihr auf Ihrer Webseite Fotoleben.

Außerdem könnt Ihr Julia Buck in Facebook und auf Instagram folgen. Da postet Sie regelmäßig tolle Bilder Ihrer Arbeit! Viel Spaß damit!

Falls du noch mehr lesen möchtest dazu, wie andere Frauen in meinen ehrlichen Interviews geantwortet haben, dann findest du das hier:

Nr. 3 – Mavie John – “Geh in die Verantwortung und liebe, was du tust!”

Nr 4 – Tanja Bettermann – “Ich will Eltern stärken”

Nr. 3 – Doreen Knapp – “20 Sekunden Umarmung sind schon genug!”

Nr. 2 – Michaela Baumgartner – “Der Druck auf Paare wächst! Und wie viel Sex braucht eine gute Beziehung?”

Nr. 1 – Anja Schulz – “Du kommst im Job nur so weit, wie dein Partner das mitträgt!”

 

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