Fach-Interview (1): Petra Hackbarth und Face Reading – Potenziale stehen uns ins Gesicht geschrieben!

27. Jul, 2018

Mitte Juni treffe ich Petra Hackbarth in ihren Räumen. Dank unseres Frauennetzwerks hier in Langenfeld war ich auf sie aufmerksam geworden und wir hatten uns schon mehrfach bei unterschiedlichsten Gelegenheiten getroffen. Ihr Angebot (unter anderem): Face Reading. Richtig: Gesichterlesen! Sie analysiert also Gesichter (eigentlich ganze Köpfe sogar, wie ich nachher weiß) und leitet daraus Aussagen ab über die individuellen Charaktereingenschaften und aktuell ausgebildeten Stärken und Potenziale. Als ich das das erste Mal hörte, hatte ich spontan eine Menge Vorurteile. Vor allem, dass doch unter Umständen mehr Urteil und Vorurteil gebildet wird, als es für den Menschen angemessen und richtig wäre. Manche Dinge muss man aber ausprobieren, bevor man selber urteilt. Und deswegen bin ich jetzt hier. Petra strahlt mich an – überhaupt hat sie eine großartige, sehr positive Ausstrahlung! Und ich bin jetzt erstmal neugierig…

 

Julia Peters (JP): Petra, vorab schon danke für das Interview. Du machst etwas ganz Spannendes! Bevor wir aber auf das Thema kommen wäre es toll, wenn du dich mal vorstellst.

Petra Hackbarth (PH): Sehr gerne! Ich bin Mentaltrainerin und Coach und verhelfe Leuten mit einer ganz spannenden Methode sehr schnell zu Klarheit darüber, wer sie sind, wo ihre Stärken sind und was sie für Potenziale haben. Und diese spannende Methode ist eben das Face Reading oder auch Psycho-Physiognomik. Das heißt nicht nur Mimik und Gestik, woran die meisten zuerst denken, sondern: die Merkmale im Gesicht wie Gesichtsform, Größe der Nase, Form der Augenbrauen etc etcWenn ihr euch mal genau  im Spiegel anguckt oder euren Nachbarn anguckt – jede Stirn hat feine Beulen und Dellen.Das ist keine glatte Fläche. Und damit arbeite ich. Es gibt über 200 Punkte am Kopf, die eine bestimmte Bedeutung haben. Die stehen dann für Mathe, Sprachtalent, Ordnungssinn, räumliches Denken, Disziplin und vieles mehr. Das entspricht dann eben auch 200 “Vokabeln“, die ich zu einer verblüffend zutreffenden Aussage über denjenigen übersetze.. Ich bin ein Sprachenmensch (lacht), ich komme aus der Fremdsprachenseite und bin ursprünglich gelernte Wirtschaftsübersetzerin.

JP: Du hast diesen neuen Beruf noch gar nicht so lange, richtig? Seit wann machst du das?

PH: Bei mir ist das relativ neu, weil mich das irgendwann im Zuge meiner Coaching- und Mentaltrainer-Ausbildung gefunden hat. Ich habe in 2014 angefangen. Jetzt biete ich Face Reading in Kombination mit Coaching und Mentaltraining an, weil es mir wichtig ist, dass ich, nach einer Face Reading-Analysean das Ergebnis anknüpfen kann und denjenigen dann nicht damit alleine mit seinen Themen lassen möchte. Meine Analyse ist ja so, dass ich wie ein Spiegel bin. Meine Haltung ist: Guck mal, hier ist der Spiegel. Das bist du. Und da ist vielleicht auch dein aktuelles Thema für Weiterentwicklung. Und dann möchte ich eben nicht sagen: Tschüss, schönen Tag noch. Sondern ich möchte dann anbieten können, dass die Menschen mit mir von diesem IST-Zustand aus sich weiterentwickeln. Gesichter verändern sich, der Mensch verändert sich, entwickelt sich. Das will ich begleiten indem ich frage: Wo möchtest du denn hin? Wie kommst du dahin? Was hast du schon? Was brauchst du noch? Das wird dann eher zum klassischen Coaching. Mit Zielvereinbarung. In kleinen Schritten voran gehen, damit die Menschen dann auch wirklich irgendwo ankommen.

JP: Du hast schon gesagt, dass das ursprünglich gar nicht deine Profession gewesen ist. Wo kommst du eigentlich her? Wie alt bist du? Wie stehst du gerade im Leben? Wir wollen dich ja auch ein bisschen kennenlernen.

PH: Ich bin 51 Jahre alt und geschieden, lebe aber in einer neuen Beziehung. Und ich habe zwei erwachsene Kinder. Die sind schon 19 und 21. Meine Tochter ist schon ausgezogen, sie studiert in Dortmund. Und mein Sohn ist 21 und hat gerade seine Lehre abgeschlossen. Er wohnt noch zuhause und wird ab Oktober zu einem Dualen Studium nach Ravensburg gehen. Ich bin ursprünglich gelernte Fremdsprachenkorrespondentin, Wirtschaftsübersetzerin für Englisch, Französisch und Spanisch. Weil mir nur das Übersetzen nicht reichte, habe ich damals noch eine Ausbildung zum Handelsfachwirt angeschlossen, um eine wirtschaftliche Ausbildung zu haben. Ich habe immer in kleinen Unternehmen gearbeitet. Dort habe ich Marketing gemacht oder auch einen internationalen Vertrieb aufgebaut. In kleinen Firmen machst du ja schnell ganz viel, von Messeorganisation über Anzeigengestaltung bis hin zu allem möglichen Anderen. Nach den Kindern habe ich aber freiberuflich als Wirtschaftsübersetzerin gearbeitet. Mein Deutsch ist wie Englisch beziehungsweise Englisch ist wie Deutsch für mich.

 

Sprachtalent und Einfühlungsvermögen

JP: Hast du irgendwie einen familiären Hintergrund in der Richtung oder war das einfach durch deine berufliche Tätigkeit, dass sich dein Englisch so entwickelt hat?

PH: Ich habe einfach ein großes Sprachtalent.

JP: Und vermutlich einfach Spaß daran?

PH: Ist tatsächlich so. (lacht herzlich) Ich habe nie Vokabeln lernen müssen. Wenn mich jemand in einem Dialekt anspricht, auch im Deutschen, verfalle ich automatisch auch in diesen Dialekt. Außer sächsisch, dagegen wehre ich mich. Aber wenn jemand bayrisch spricht oder wenn ich in die Schweiz fahre, dann spreche ich so. Die Leute fühlen sich teilweise veräppelt, aber ich kann gar nichts dafür. Ich übernehme das, ohne es zu merken.

JP: Das spricht ja für ein sehr gutes musikalisches Gehör und ein sehr großes Einfühlungsvermögen.

PH: Ja. Ich passe mich da ganz schnell an. Mit dem Englischen ist es eben auch so. Ich war nach dem Abitur eine Zeit in England, um dort zu arbeiten. Ich konnte danach kein Deutsch mehr. Ich habe gar nicht gewusst, ob ich Deutsch oder Englisch spreche. Irgendwann gab es dann eine Situation, bei der ich übersetzen sollte. Für einen Deutschen, der in dieser englischen Niederlassung zu Besuch war. Er fragte mich also: „Kannst du bitte übersetzen, weil ich kein Englisch kann?“ Habe ich gemacht und ihm einfach alles Mögliche erzählt. Bis er dann sagte: „Bitte auf Deutsch. Du redest Englisch mit mir.“ Hatte ich gar nicht gemerkt. Ich habe zum Glück nach dieser Fremdsprachenausbildung in einer kleinen Firma zusammengearbeitet mit Amerikanerinnen. Die haben außer “Guten Morgen” oder “Guten Tag” gar kein Deutsch gekonnt. Also haben wir haben praktisch den ganzen Tag nur amerikanisches Englisch gesprochen, weil wir ein Großraumbüro hatten. Ich hatte also als Auslandsaufenthalt eine bezahlte 40-Stunden-Woche über drei Jahre. Wenn ich heute spreche, dann habe ich von alleine eher einen amerikanischen Akzent. Aber ich passe mich eben auch unbewusst schnell an. Ich kann das gar nicht anders.

JP: Wie ist das denn dann gekommen, dass du von diesem Bereich, Sprache und Wirtschaft, zum Coaching gekommen bist und zu Face Reading? Gab es einen Auslöser für diesen Übergang?

 

Erst Selbstständige, dann Teilzeit mit Kindern, aber immer in Arbeit

PH: Ich habe erst selbstständig gearbeitet. Als dann der familiäre Umzug in eine andere Stadt kam, da konnte ich das eben auch nicht mehr weitermachen. Eine Zeit lang habe ich dann nur noch Übersetzungen gemacht.. Ich habe immer weitergearbeitet. Von zuhause ging das ja damals mit den Kindern alles schon. Es gab bloß noch keine E-Mails. Wir haben also Disketten gebrannt und in die Post gesteckt. Oder teilweise gefaxt. Wenn es ganz eilig war, dann musste jemand das Fax abtippen. Aus heutiger Sicht sehr krass. Als wir wieder hier ins Rheinland zogen, fing ich schließlich einen Teilzeitjob an. So, wie es die Kinder halt zuliessen. Auch bei dieser Arbeit setzte ich täglich Englisch ein, Projektbearbeitung im Werbemittel-Import. Dort arbeite ich bis heute in Teilzeit. Mittlerweile ist auch noch Beschwerdemanagement dazugekommen. Da ich aber mehrheitlich telefonischen Kontakt oder E-Mail-Kontakt habe, fehlt mir der direkte Kontakt zu den Menschen, den ich brauche und schätze! Ich bin ein Kontaktmensch. Also suchte ich nach etwas, was wirklich meins ist.. Mittlerweile sind die Kinder groß und indem ich ja wusste, dass sie groß werden, habe ich angefangen, mir neben dem Halbtagsjob noch ein zweites Standbein aufzubauen. Es musste nicht unbedingt selbstständig sein, das war gar nicht mein Antrieb.

JP: Das heißt, du hast wirklich an einem relativ frühen Zeitpunkt, noch mit Kindern, gesagt und gefühlt:“ Da ist noch mehr! Da geht noch was.“, richtig?

PH: Genau. Auch, weil ich von einem Halbtagsgehalt nicht leben kann und die Wirtschaftsübersetzungen irgendwann weniger wurden. Ich habe mich umgehört, ganz viel gesprochen, Fühler ausgestreckt. Und je mehr man darüber spricht, desto mehr Input kriegst du. Und irgendwann erzählte mir eine Bekannte, dass sie eine Golf-Mentaltraining-Ausbildung gemacht hat. Und dass das ganz toll gewesen wäre.

JP: Du golfst auch?

 

Mentaltraining für Tennis war der Einstieg

PH: Nein, überhaupt nicht. Ich spiele Tennis. Und ich war früher immer ein absolutes Nervenbündel auf dem Tennisplatz. Ich spiele einen schönen Schlag, habe auch immer in der zweithöchsten Liga mit trainiert, aber wenn es um das Zählen ging oder auch bei Wettkämpfen, habe ich nur noch mich und nicht die Gegnerin wahrgenommen. „Scheiße, was denken jetzt die anderen? Oh nein, nein. Was machst du? Hoffentlich geht der Ball rein. Was denken die Zuschauer über mich.“ Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf. Ich war ausschließlich mit mir beschäftigt und habe gar nicht wahrgenommen, wie die Gegnerin überhaupt gespielt hat oder wo die vielleicht Stärken oder Schwächen hatte. Es war ganz schrecklich. Beim Einschlagen war immer alles gut und sobald es um das Zählen ging… von den Gegnerinnen habe ich dann nachher gehört, dass sie beim Einschlagen gedacht haben, sie würden verlieren. Aber tatsächlich haben sie regelmäßig gewonnen, weil ich eine totale Zitterhand hatte und gar nichts mehr getroffen habe. Und Tennis, Sport überhaupt, ist mein Ausgleich, gerade in meiner Zeit als Single. Der Tennisplatz ist mein zweites Zuhause.

So. Und dann hörte ich von diesem Mentaltraining. Ich hatte mir so gewünscht, dass mein Kopf frei wird und ich unbeschwert und frei spielen kann. Ich habe keinem davon erzählt und bin dann immer wieder wochenweise zur Ausbildung nach Rosenheim gefahren. Ich habe die Ausbildung gemacht – bei einer ganz tollen Frau. Zu dem Zeitpunkt der Anmeldung war mir gar nicht klar, dass das auch eine richtige Coaching-Ausbildung ist, einschließlich NLP, Mentaltrainingstechniken, Aufstellungsarbeit usw. Die Ausbildung dauerte ca. 30 Tage insgesamt, mit dem Schwerpunkt Sport-Mentaltraining. Wobei Mentaltraining bedeutet, deine Gedanken bewusst zu lenken und dir darüber bewusst zu werden, was du denkst. Du bist dein eigener Herr. Und du entscheidest, was du denkst!

Mein Lieblingssatz aus dem Mentaltraining lautet: „Ob du denkst, du kannst es oder du kannst es nicht – in beiden Fällen hast du Recht.“

Und so war das eben seinerzeit auch bei mir auf dem Tennisplatz: Wenn ich auf den Tennisplatz ging und dachte „Ich kann das nicht!“, dann geht es nicht. Und wenn ich sage „Ich weiß, ich kann das. Ich habe gut trainiert. Ich bin gut vorbereitet. Ich habe Lust, zu spielen und ganz viel Spaß daran!“ Dann läuft es!

Ich habe einfach das, was ich gelernt habe, als Werkzeugkoffer gesehen. Wir haben ganz viele Methoden erlernt, wie du Mentaltraining machen kannst, aber eben auch, welche Coaching-Tools du bei bestimmten Themen anwenden kannst. Und da habe ich jetzt einen echt vollen Koffer, den ich zuerst bei mir angewendet habe. Irgendwann kamen dann andere Menschen auf mich zu und wollten wissen, was ich da mache. Denn auf einmal konnte ich im Tennis meine Matches gewinnen! Am Anfang habe ich mit meiner Mannschaft als Test einen Workshop gemacht. Kostenlos. Sie waren total begeistert und haben noch für mich als Dankeschön gesammelt. Es war unglaublich toll! Bis heute haben wir aus diesem Workshop ein geflügeltes Wort, das jedem ganz viel gebracht hat und auch noch gut für den Mannschaftszusammenhalt ist. Ab dann habe ich also Tennis-Mentaltraining angeboten: Workshops für Gruppen, aber auch Einzelcoachings. Das fand alles nur sehr sporadisch statt! Ja, und dann hat mich das Face Reading gefunden.

JP: Jetzt kommen wir zum Face Reading! Ich bin ganz ehrlich: Als ich das das erste Mal gehört habe, da habe ich ganz schnell Dinge aus dem Dritten Reich in den Kopf bekommen. Damals wollten die Nazis Juden z.B. an der Nase erkennen wollen, und die Rassenzugehörigkeit aufgrund äußerlicher Merkmale festhalten. Was sich ja als haltlos erwiesen hat. Ich war dann erst kritisch eingestellt, aus zwei Gründen. Zum einen, aufgrund der oben genannten Sachlage. Zum anderen, weil ich gedacht habe, dass du ja bei der Analyse deine Wahrnehmung benutzt und die eben immer auch Repräsentant deiner Wahrnehmung der Welt ist, mit dem Filter deiner Erfahrung. Ich habe mich also gefragt, wie viel du dann unter Umständen anderen überstülpst und ein Urteil abgibst, was unter Umständen gar nicht zutrifft. Dazu kommt, dass wir im Coaching eher die Haltung haben, unserem Gegenüber keine Ansagen zu treffen, sondern eher zu fragen, wo jemand steht und wie er sich sieht etc. Wir arbeiten also eigentlich in und mit der Wahrnehmung der Klienten. Wie erlebst du das?

PH: Ja, im Dritten Reich wurde es tatsächlich auch benutzt. Man kann schon sagen, dass es bestimmte Rassen-spezifische Merkmale gibt. ZB erkennst du einen Asiaten auf Anhieb. Es gibt aber keine Rückschlüsse auf Religionszugehörigkeit, das ist der Unterschied. Ich kann aber z.B, einen Asiaten genauso analysieren wie einen Europäer, einen Perser oder einen Afrikaner. Das ist völlig egal. Weil ich die Merkmale immer im Verhältnis zum Gesicht desjenigen sehe. Afrikaner haben zum Beispiel meist volle Lippen. Juden haben oft tatsächlich einen Höcker auf der Nase.. Chinesen haben oft platte Nasen. Das hat tatsächlich trotzdem etwas mit ihren Charaktereigenschaften zu tun. Wenn ein Chinese trotz platter Nase einen Höcker hat, ist das aber die gleiche Aussage, wie bei einem Europäer. Es geht ja immer um die Relation und Proportionen des eigenen Gesichtes.

JP: Das heißt, wenn alle in einem gewissen Landstrich eine platte Nase haben, dann ist erstmal die platte Nase gar nicht mehr so sehr der Ausdruck, sondern wie die platte Nase dann im Vergleich zu anderen im Umfeld ist?

 

Die Genetik wirkt in den Gesichtsausdruck – das nutzt Face Reading

PH: Die Nase steht für die Auslebung der Persönlichkeit. Eine platte Nase macht eine Aussage darüber, wie jemand mit Druck umgehen kann, sich eventuell nicht selbst verwirklicht usw. Chinesen leben unter einem Regime, das – sagen wir – sehr viel reguliert. Sie haben daher eine hohe Leidensfähigkeit, und das wirkt sich tatsächlich auf die Form der Nase aus. Jedes Baby kommt ohne Nasenrücken auf die Welt. Unsere Nasenrücken entwickeln sich erst im Laufe der Zeit. Ich kenne kein Baby, was mit einem Höcker auf der Nase auf die Welt kommt. Die haben eigentlich wirklich nur diese klassische Stupsnase. Dass eben wirklich nur vorne die Nasenspitze zu sehen ist. Diese Nase entwickelt sich so, wie der Mensch sein Leben lebt, seine Persönlichkeit auslebt. Die Nase ist das Körperteil, was sich im Laufe eines Lebens bei den meisten Menschen am Allerstärksten verändert.

Zu deiner Frage: Wenn ich eine Analyse mache, hat das überhaupt nichts mit mir zu tun. Weil ich tatsächlich rein mechanisch gucke. Das ist auch nichts Esoterisches oder so. Zusammengefasst beschrieben hat das Carl Huter. Auf dem basiert die heutige Psycho-Physiognomik.

JP: Du zeigst mir ja jetzt gerade eine Darstellung von einem Kopf. Darauf sehe ich die Vorder- und die Rückseite von einem Gesicht. Und ganz viele markierte Bereiche. Auf der Nasenspitze steht zum Beispiel sowas wie “Physisches Genussverlangen”. Oder am Hinterkopf steht “Körperliche Konzentration”. Oder, oder, oder. Das heißt, jedem Persönlichkeitsaspekt werden bestimmte Bereiche zugeordnet?

PH: Genau, das ist wie Vokabeln. Die Ursprünge dieser Lehre gehen zurück auf das Jahr 2000 vor Christus. Damals haben die ersten Inder und Chinesen festgestellt, dass Menschen, die ähnliche Charaktereigenschaften hatten, auch ähnliche Gesichtsformen haben. Also beispielsweise hatten die Anführer, die Häuptlinge, die Gruppenführer usw tendenziell eine große Nase. Man nennt das heute auch „Führungsnase“. So jemand steht gerne in der ersten Reihe, sagt, wo es langgeht. Wenn das noch in Kombination mit einem breiten Kiefer auftritt, so hat dieser Mensch auch gute Durchsetzungsfähigkeit. Aus dem Sprachgebrauch kennen wir die Formulierung, dass sich jemand gut durchbeißen kann.

JP: Da fällt mir eine interessante Geschichte zu ein. Kennst du den Test mit der Fotobewertung von amerikanischen Präsidentschaftskandidaten durch Eingeborene aus Papua-Neuguinea?

PH: Nein.

JP: Man hat einen Test durchgeführt, bei dem man Fotos von amerikanischen Bewerbern für das Präsidentenamt aus den verschiedenen Jahren ausgedruckt und diese den Eingeborenen gezeigt. Die Frage war (so ungefähr): Was denkt ihr, wer ist davon ein Chef gewesen. Die Eingeborenen haben mit einer faszinierend hohen Trefferquote die tatsächlichen Präsidenten ausgewählt. Obwohl sie keinerlei Ahnung von amerikanischer Politik oder Geschichte hatten. Rein auf der Basis der Äußerlichkeiten.

PH: Genauso ist es ja auch. Das überrascht mich jetzt nicht. Das ist wirklich ein gutes Beispiel. Face Reading macht jeder. Wenn du jemanden kennenlernst, guckst du ihm auch ins Gesicht, um einzuschätzen, wie derjenige tickt. Ist er gefährlich? Ist er glaubwürdig? Was erzählt er mir gerade? Ist das völlig abgedreht und so weiter… Wir haben die Sensoren dafür. Deswegen, jeder macht Face Reading.

JP: Es ist also eine sehr alte Lehre…

 

Face Reading ist eine sehr alte Wissenschaft

PH: Die Ursprünge dieser Lehre gehen zurück auf das Jahr 2000 vor Christus. Damals haben die ersten Inder und Chinesen festgestellt, dass Menschen, die ähnliche Charaktereigenschaften hatten, auch ähnliche Gesichtsformen haben. Gelehrte wie Pythagoras, Hippokrates, Aristoteles haben diesen Zusammenhang von Charaktereigenschaften mit Ausprägungen in de Gesichtsform weiter erforscht haben. Pythagoras hat zum Beispiel damals schon seine Schüler nach diesen Gesichtspunkten ausgewählt. Auch Schiller, Goethe und Schopenhauer waren Menschen, die das auch weiterentwickelt und unterstützt haben. Und schließlich gab es Franz Joseph Gall, der Gehirnforscher war. Er hat die Zusammenhänge bestimmter Areale im Gehirn mit Punkten an der Stirn hergestellt. Tatsächlich sind hier auf der Stirn im Verhältnis unglaublich viele Punkte. Und je mehr du, wie du beim Bizepstraining, ein bestimmtes Areal im Gehirn nutzt, desto stärker zeigt sich das dann an einem Punkt auf der Stirn. Carl Huter hat schließlich das ganze Wissen, Phrenologie und Physiognomie, zu dieser neuen Psycho-Physiognomie zusammengefasst und dazu ein Schema entwickelt. Das nutze ich bei meiner Arbeit.

Ein Beispiel: Du hast hier oben eine Falte (sie zeigt auf meine Stirn), das heißt: Du denkst viel über Qualität nach und stellst dir womöglich folgende Fragen sehr oft: Reicht das? Ist das gut genug? Das ist auch dein Anspruch. Das hat nichts meinen Themen zu tun. Ich schaue wirklich nur, welche Form ich bei dir erkenne. Ich habe einen guten Formensinn. Ich habe auch ein gutes Einfühlungsvermögen. Ich kann mich dann gut in jemanden reinversetzen. Es ist als ob ich einen Spiegel hinhalte. Ich schaue mir diese Punkte an deinem Kopf an und entdecke dich. Es ist wie bei einem Puzzle: Wenn ich eine starke Stelle finde, wie sieht es dann da und da und da aus? Dabei muss ich über 200 Punkte beachten und vernetze diese. Ich fühle auch unter den Haaren, weil manche Punkte auch am Hinterkopf, an den Seiten, liegen. Das kann ich da auch nicht alles sehen. Fühl mal gerade selber, wo deine Beulen und Dellen am Kopf sind…

JP: (ich betaste meinen Hinterkopf unter den Haaren und nehme Erhebungen wahr, die ich so wahrscheinlich noch nie gefühlt habe…) Okay. Ja, stimmt. Das bedeutet, du liest auf diese Art und Weise einen Status Quo aus. Oder siehst du auch Sachen, die noch gar nicht da sind oder die vielleicht angelegt sind, aber nicht gelebt werden in irgendeiner Form?

PH: Es ist grundsätzlich eine Momentaufnahme. Es ist dein Ist-Zustand. Am Hinterkopf sind die Anlagen, die deine Ressourcen zeigen können. Und im Gesicht zeigt sich, wie du sie auslebst. Auch im Ohr, die Rillen, das ist wie ein Fingerabdruck.

JP: (Ich betaste mich weiter, fühle meine Ohrmuscheln)

PH: Jedes Ohr ist von der Rillung her einzigartig. Das ist wie ein Fingerabdruck. Die Rillen bleiben auch ein Leben lang. Was sich ändern kann, ist die Größe des Ohres und der Abstand vom Kopf. Ältere Menschen haben tendenziell große Ohren. Das heißt, sind sich ihrer selbst bewusst, wissen eher, wer sie sind. Kleine Ohren deuten auf mehr Unsicherheit und Schüchternheit hin. Was sich entwickeln darf. Abstehende Ohren können sich tatsächlich, je nachdem, wie jemand lebt, wieder anlegen. Ich habe in meinem Vortrag ein Foto. Wenn du magst, kann ich es dir gleich mal zeigen. Ein Foto von meinem Sohn, der hatte stark abstehende Ohren als Kind, und daneben ein Foto 10 Jahre später mit Ohren, die deutlich mehr anliegen. Ich wollte sie damals anlegen lassen. Bis heute bin ich dem Kinderarzt, der das damals ablehnte, so dankbar. Es wäre eben auch ein Eingriff in den Charakter gewesen!

 

Gesichts-Operationen sind ein Eingriff in den Charakter des Menschen

PH: Ich hatte im Coaching mal eine Frau, die sich ihre Nase hat richten lassen. Und sie leidet tatsächlich seitdem an Identitätsproblemen. Zweifelt an sich, wie sie ist oder was sie sein kann.

JP: Das wäre jetzt meine nächste Frage. Wenn wir mal die ganze Schönheitsindustrie betrachten, einschließlich Falten wegspritzen lassen usw – ein bisschen ist das jetzt doch eine Henne-Ei-Frage: Hat diese Frau die Identitätsprobleme, WEIL sie sich die Nase hat richten lasten? Oder lässt sie sich die Nase richten, weil sie OHNEHIN schon Identitätsprobleme hat und damit eine Ausrichtung versucht?

PH: Es ist genauso eine Wechselwirkung. Viele wissen das nicht. Ich persönlich fände es total wichtig, wenn Schönheitschirurgen auch darum wüssten. Nehmen wir das Beispiel Führungsnase: Wenn ich also in das Gesicht aktiv eingreife und eine solche Nase verkleinere, dann wird jemand, der gerne seine Persönlichkeit auslebt und sagt, wo es lang geht durch diesen Eingriff  regelrecht zurückgestutzt.

JP: Ich habe gehört, dass im Iran Nasen-OPs besonders weit verbreitet und beliebt sind.

PH: Das hat genau solche Ursachen. Tendenziell haben die Menschen dort auch eher größere Nasen. Was das jetzt im Zusammenhang mit dem dortigen Regime heißen könnte… das lassen wir mal offen. Aber zurück zu meinem Beispiel: Meine Frau aus dem Coaching hatte einen Höcker auf der Nase und eine sehr große Nase. Sie hat sie sich verkleinern lassen und den Höcker wegmachen lassen. Und nach solch einer OP gibt es zwei Möglichkeiten, genau wie bei angelegten Ohren: Entweder es bleibt wie gewünscht, weil der Drang nach Führung unterdrückt werden kann, oder dieser ureigene Charakterzug ist so stark, dass er tatsächlich die Ohren wieder auf gehen lässt. Das sind dann missglückten Operationen mit Blumenkohl-Ohren oder so. Auch Nasen können wieder wachsen. Die Menschen ärgern sich dann über den Arzt und unterstellen ihm, dass er das nicht richtig gemacht hat. Aber der hat gar nichts damit zu tun.

JP: Weil sich deine innere Anlage so zum Ausdruck bringt…

PH: Genau“ Das Innere zeigt sich im Außen. In meiner Ausbildung gab es auch eine Frau, die sich die Nase hatte verkleinern lassen. Und die quiekte dann als es in der Face Reading-Ausbildung um Nase ging und sagte: Deswegen wächst die wieder! Wie schön! Sie freute sich jetzt plötzlich, weil sie wusste, was das bedeutet.

 

Den eigenen Körper annehmen – das heißt die Stärken sehen und akzeptieren;
Face Reading statt Botox!

JP: Ich habe neulich einen Film gesehen, der sich genau damit beschäftigt: Den eigenen Körper so anzunehmen wie er ist. Der Film heißt Embrace und ist das Ergebnis des Body Image Movement (Gründerin Taryn Brumfitt). Darin gibt es viele Interviews mit Frauen, die nicht voll dem Schönheitsideal entsprechen, auch krassere Formen wie z.B. starkem Bartwuchs und so. Die Annahme des eigenen Körpers ist ja für viele Frauen ein Riesenthema! Heißt aber für unsere Leser: Wenn du wirklich unzufrieden bist mit irgendwas am Kopf, eine Ohrform, eine Nasenform und so weiter, dann schau doch mal hin, was sich auf einer charakterlichen Ebene verbindet. Um dieser Stärke auch auf den Grund zu gehen, anstatt defizitorientiert zu gucken und zu sagen, da ist ein Höcker, den will ich weghaben.

PH: Genau. Das Gleiche gilt beim Thema Faltenreduktion mit Botox. Da hatte ich auch letztlich eine Kundin hier, die das wollte. Und dann habe ich gesagt: Warte bitte, bis ich dich analysiert habe. In einer Stunde wirst du anders denken. Und dann habe ich ihr erklärt, was diese Falten bedeuten. Es war – wie du – jemand mit hohem Qualitätsbewusstsein. Für mich ist das ein Qualitätssiegel für gute Arbeit und hohen eigenen Anspruch. Tatsächlich kam sie zusammen mit ihrem Mann zur Paaranalyse. Er kam aber einen Tick später an. Und als er dann dazu kam, verkündet sie ihm strahlend: “Schatz, ich will doch kein Botox mehr!” Und er antwortete: “Egal, was du gemacht hast, Petra – es hat sich schon gelohnt!” Diese Frau ist jetzt stolz auf ihre Falten. Genau wie eben andere stolz auf ihren Höcker sind. Ich sage ganz vielen Jugendlichen, das nächste Mal, wenn ich dich sehe, möchte ich, dass du hier einen kleinen Höcker hast. Das ist so ein Fleißhöcker. Damit möchte ich sagen: Komm in die Hufe, kriege deinen Hintern hoch! Und das kann man daran sehen.

JP: Ich denke jetzt gerade an meinen Erstgeborenen. Der hat eigentlich immer noch so eine kleine, süße Babynase. Das ist noch sehr kindlich. So ist er auch noch in der Schule.

PH: Ja, genau das meine ich.

 

Ich verhelfe Menschen zu Klarheit und mache ihnen ihre Stärken bewusst

JP: Was ich so richtig toll finde – zum einen finde ich, wenn ich dich so sehe und erlebe, dann habe ich den Eindruck, dass du von innen her leuchtest. Gleichzeitig ist es so, dass wir uns jetzt schon während des Gespräches, nicht nur geistig nähergekommen sind, sondern dass wir uns auch schon räumlich angenähert haben. Wir sitzen hier jetzt schon sehr vertraut, und das spüre ich gerade auch sehr stark, dass ich zu dir Vertrauen haben kann. Da ich gleich Face Reading mit dir ausprobieren werde, ist das schon wichtig. Mit gefällt vor allem aber auch dein Ansatz, dass du eben nicht defizit orientiert sondern stärkenorientiert arbeitest.

PH: Ja! Oft sind wir uns unserer Stärken gar nicht bewusst, da uns diese Dinge ja leichtfallen und für uns völlig logisch und nicht der Rede wert erscheinen. Aber genau das sind die eigenen Stärken, die ich dem Klienten bewusst mache.

JP: Du bietest ein körperbezogenes Reframing an, wie man das im NLP nennt. Also eine Bedeutungsveränderung. Große Nase = Führungskraft und nicht große Nase = hässlich.

PH: Genau. Wie gesagt, ich halte einen Spiegel hin und „übersetze“ die Merkmale im Gesicht. So wird sich derjenige im wahrsten Sinne des Wortes über seine Einzigartigkeit von Stärken und Potenzialen „SELBST-BEWUSST“.

JP: Du denkst automatisch, dass alle Leute so denken wie du selber. Aber das ist ja überhaupt nicht so!

PH: Erstens denkst du: Wenn es für mich logisch ist, ist es doch total logisch. Warum versteht der andere das nicht? Dass es aber nur für mich gerade logisch ist, weil ich vielleicht die Gabe habe, schnell wahrzunehmen oder so, das ist uns nicht bewusst. Und oft haben gerade wir Frauen so eine Haltung: „Das ist ja auch nicht der Rede wert. Das war doch nichts Besonderes.”

JP: Das erlebe ich auch immer wieder, auch bei mir selber, obwohl ich schon so viel daran gearbeitet habe. Viele machen sich selber klein und leben nicht aus, was sie eigentlich könnten. Da das so oft passiert denke ich, dass es ja für die Menschen einen Sinn hat. Eine Motivation ist ganz klar, dass wir uns zugehörig fühlen wollen. Du willst mit anderen zusammen sein. Du willst dich nicht zu besonders machen, weil das ja unter Umständen schwierig ist und zu Ausgrenzung führt.

B: Und manchmal können wir uns auch nur dann selber loben, wenn es wenigstens irgendwie anstrengend war.

JP: Blut, Schweiß und Tränen.

PH: Aber wenn es dir leichtgefallen ist, dann schätzt du das selber gar nicht so. Und das ist mein Anliegen. Ich möchte meinen Kunden sagen: Auch wenn dir etwas leichtfällt, das ist trotzdem gut und das macht dich aus. Das bist du! Wir sehen hier eine Stärke von dir. Sei froh, wenn es dir leichtfällt und auch noch Spaß macht. Nutze das! Weil nicht jeder alles kann. Wir hadern oft mit dem, was wir nicht können. Wir vergleichen uns gerne mit anderen und sehen dann nur, was wir nicht können… warum kann die das? Warum kapiere ich das denn nicht?  Dabei kann dir das so viel geben, wenn du erkennst, was du kannst und eben auch, was du nicht kannst. Vielleicht möchtest du dann an dir arbeiten.

 

Face Reading schafft Selbstbewusstsein

JP: Du schaffst Bewusstsein dadurch.

PH: Das ist im wahrsten Sinne des Wortes SELBSTBEWUSSTSEIN. Genau darum geht es mir.

JP: Finde ich sehr schön. Möchtest du das mal auf deinem Grabstein stehen haben? Was soll darauf stehen?

PH: (denkt einen Moment nach) Sie verhalf mit viel Herz und Kompetenz vielen Menschen zu Klarheit. Und das brachte nicht nur sie, sondern auch diejenigen zum Leuchten. Irgendwie sowas.

JP: Mehr Leuchtkraft im Leben. Auf der Welt.

PH: Es geht vor allem sehr schnell, diese Klarheit zu verschaffen. Mir haben schon ganz viele Klienten Feedbacks gegeben wie: “Das hat mein Psychotherapeut auch schon gesagt. Dann hat der wohl doch Recht.” Oder: “Boah, jetzt renne ich seit anderthalb Jahren in die Psychotherapie und du schaffst, in einer Stunde mein Thema rauszuarbeiten.” Es ist unglaublich schnell für denjenigen. Du hast nach einer Analyse, die ca. eine gute Stunde dauert, viel mehr Klarheit über dich. Und du kannst sagen: Ja, so bin ich. Mit meiner Unterstützung. Das schafft auch Toleranz, zum einen dir selbst gegenüber, zum anderen aber auch gegenüber anderen Menschen. Nach einer Analyse nehmen die meisten meiner Klienten auch Ihre Mitmenschen anders und toleranter wahr. Mein Anliegen ist, dass wir toleranter mit unserem Umfeld sind. Menschen sind und handeln verschieden, deswegen sehen sie auch verschieden aus.

JP: Es steht keiner morgens auf und sagt: Heute ärgere ich die Menschheit. Das macht niemand.

PH: Genau. In Partnerschaften gibt es das doch auch ganz oft: “Warum lässt der immer alles liegen? Ich habe doch schon tausend Mal gesagt, räum die Sachen weg!” Oder sowas. Manche Menschen brauchen eine gewisse Unordnung, um sich wohlzufühlen. Die ticken einfach anders und machen das nicht, um uns zu ärgern.

JP: Oh, da kenne ich auch gerade jemanden bei mir zuhause. Das ist der gleiche mit der kleinen Nase. Hängen kleine Nasen auch mit Unordnung zusammen?

PH: (lacht) Nein, das ist dann nochmal etwas anderes.

JP: Das wäre jetzt zum Beispiel auch eine Frage. Mein Sohn ist erst 10. Ab welchem Alter kannst du zuverlässig Aussagen machen?

 

Erste Aussagen sind ab Grundschulalter möglich, können z.B. die Auswahl der weiterführenden Schule unterstützen

PH: Funktionieren tut das sogar grundsätzlich schon mit Kleinkindern, weil es ja eine Momentaufnahme ist. Ich würde aber jetzt auch noch kein Grundschulkind so analysieren, wie wir das hier machen, dass es vor mir sitzt und so. Da würde ich zunächst mit den Eltern reden, vielleicht bei einem Hausbesuch. Dann schaue ich mir die Kinder an, wenn sie irgendwie da spielen oder so. ganz unauffällig. Damit könnte man z.B. die Schulwahl für die weiterführende Schule unterstützen. Da brauche ich auch nicht so lange für, da die Analyse thematisch eingegrenzt ist. Da wäre zum Beispiel wichtig, ob jemand zielstrebig, ehrgeizig und vielleicht eher fleißig ist, oder nicht? Gibt es ein Mathe-/Sprachtalent? Gutes Konzentrationsvermögen? Bewegungsdrang? Usw … Auch seelische Bedürfnisse: Am Ohr kann ich eben sehen, ob jemand Futter für seinen Kopf braucht oder eher auch mit weniger zufrieden ist. Wie lärmempfindlich jemand ist. Ansonsten arbeite ich dann eher auch mal mit den Eltern, um denen zu erklären wie ihre Kinder ticken. Mit dem Wissen kannst du auch schon mal anders auf deine Kinder reagieren. Es geht zur Not auch mit ein paar Fotos. Fotos sind zwar nicht ganz so plastisch, aber so eine Grundtendenz kann ich natürlich auch an Fotos ablesen, wenn es Aufnahmen mal von vorne, von hinten und vor allem von der Seite sind. Von hinten mit Haaren bringt natürlich nicht so viel. Aber Profilfotos, wo ich vor allem die Ohren sehen kann. Da kann ich durchaus schon wertvolle Aussagen machen. Ich bin mir aber stets der Verantwortung bewusst, dass ich mitunter auch keine Aussagen mache. Bevor ich etwas Falsches sage, nur um etwas zu sagen, sage ich lieber, dass ich das so nicht sehen kann. Fühlen ist da besser!

JP: Ja, die Menschen nehmen dich sehr ernst. Du hast an der Stelle tatsächlich eine große Verantwortung. Wenn du mal in deiner Erinnerung gräbst: Was sind so besondere Erfahrungen mit Menschen gewesen in deiner bisherigen Laufbahn?

PH: Jede Analyse ist ein Highlight!

JP: Jetzt strahlst du doppelt und dreifach!

 

Paare können besonders von Face Reading profitieren, wenn sie sich neu entdecken wollen

PH: Ja! Jeder nimmt so viel mit! Ganz toll sind tatsächlich Paaranalysen. Die kommen gemeinsam zu mir und ich analysiere erst den einen und dann den anderen. Je nachdem.

JP: Und beide hören auch, was über den anderen gesagt wird?

PH: Genau. Ich lege Ihnen diese Ergebnisse offen und ganz oft kommt dann ein “Stimmt”! Und je mehr ich hinschaue und mein Puzzle mache, desto eher kommen auch Charaktereigenschaften auf den Tisch, die den anderen vielleicht stören. Da das aber alles mit Wertschätzung geschieht und beide dran sind, entwickelt sich das zu einem sehr verbindenden Moment. Ich bin ganz behutsam.  Ich sage auch nicht “Du bist”, sondern: Bei dir könnte ich mir vorstellen, dass du da und da vielleicht auch schon mal ein Thema hast. Ich spreche nicht nur die Stärken an, sondern sage z.B. auch: Du möchtest eigentlich, aber es fehlt dir oft so der Antrieb. Derjenige fühlt sich gesehen. Es tut jedem gut, gesehen zu werden. Und der andere kriegt das mit. Ich hatte gerade diese Woche ein Pärchen hier, beide große Herzmenschen, ganz großartig und sie waren so lieb miteinander. Klar, oft fließen dann auch Tränen, weil sich etwas löst und wir am Thema desjenigen sind. Darüber freue ich mich auch. Tränen dürfen sein! Und bei diesem Pärchen war es dann so, dass er sie die ganze Zeit am liebsten in den Arm nehmen wollte. Und sie sagte dann aber zu mir: “Petra, kannst du mich mal in den Arm nehmen?” Das habe ich gemacht, aber dann an ihren Mann übergeben. Und dann haben die zwei sich ganz fest in den Arm genommen.

Manchmal sind es schwierige Themen. Spätestens bei der zweiten Analyse erkenne ich dann die Unterschiede der beiden Persönlichkeiten. Z.B. können die Bedürfnisse unterschiedlich sein. Das kann ich aussprechen und damit Klarheit schaffen. Der Blick aufeinander wird so viel verständnisvoller, toleranter. Mitunter nehme ich mir auch die Freiheit, dem Paar Angebote zu machen, Übungen als Hausaufgaben zu machen. Ich formuliere das dann immer als Idee, als Vorschlag. Und die meisten nehmen das auch gerne an. Grundsätzlich kann das Paar dann in weiteren Coaching-Sitzungen anknüpfen und Ihre Themen bearbeiten.. Meistens bin ich dafür aber nicht geschäftstüchtig genug. Vor allem aber, weil ich auch die Haltung habe, dass das Paar es auch alleine schaffen kann. Die Menschen wachsen mir aber immer sehr schnell ans Herz.

 

Face Reading für mehr Klarheit bei der Berufswahl

PH: Mein schlechtestes Ergebnis war, dass mir jemand nach der Analyse gesagt hat: “Ja, das war jetzt echt klasse. Ist aber jetzt nichts Neues für mich gewesen.“ Ich war zuerst enttäuscht. Aber dann dachte ich, dass es doch eigentlich kein besseres Ergebnis geben kann, wenn jemand mit sich schon klar ist.

JP: Aus Sicht des Kunden zeigt das ein hohes Maß als Selbstbewusstheit, was ja grundlegend sehr gut ist.

PH: Der Kunde war auch ganz zufrieden. Mein Anspruch ist natürlich, möglichst viel aufzudecken. Aber eigentlich ist das Quatsch. Mitunter kommen Kunden auch sehr spät. Manchen haben dann leider schon festgestellt, oft nachdem sie an Burnout erkrankt waren, dass sie im falschen Element waren. Eine Kundin hat 30 Jahre beim Finanzamt gearbeitet und dabei komplett gegen ihre Bedürfnisse gearbeitet. Jetzt sucht sie ihre Bestimmung. Und dabei helfe ich ihr. Oder eine andere Kundin, eine Referendarin, die am Ende ihres Lehramtsstudiums dann im Referendariat festgestellt, dass sie mit der Lautstärke und dem Druck in der Schule nicht umgehen kann, mittlerweile deswegen arbeitsunfähig ist. Das sind alles großartige Menschen, die dann aber in so ein Loch fallen und gar nicht mehr an sich glauben. Bis hin zu Schülern, die in der Pubertät plötzlich entweder gemobbt werden oder dann selber so einen Abgang machen. Kinder, die in Familien sind, wo es dann, leider gehören Eltern oft dazu, dass sie nur noch sagen: Räum dein Zimmer auf, mach deine Hausaufgaben, bah, bah, bah, bah, bah. Und gar nicht mehr sagen: Das schätze ich an dir. Du bist wertvoll. Und ich tue das, weil ich dich liebhabe. Und du hast die und die guten Seiten. Wir erwähnen dann nur noch das Schlechte. So gehen wir oft mit uns um. Wir sehen nicht mehr, was wir können, sondern wir sehen nur das, was wir nicht gut können.

 

Lebenserfahrung macht die Arbeit heute reicher

JP: Ja, das stimmt. Du hast mal gesagt, dass dir die Arbeit mit Paaren ganz besonders Spaß macht. Inwiefern spielt deine eigene Geschichte – du hast dich auch von deinem Mann getrennt vor längerer Zeit – dabei eine Rolle?

PH: Ich glaube nicht, dass es einen direkten Zusammenhang gibt. Durch die Face Reading-Ausbildung bin ich mir selbst ja auch bewusst und durch die Coaching-Ausbildung habe ich an meinen Themen gearbeitet. Ich habe dabei Klarheit für mich geschaffen. Ich bin toleranter im Umgang mit Menschen geworden, auch mit mir und meinem jetzigen Partner.

JP: War das früher anders?

PH: Klar! Ich war viel weniger tolerant, mir selbst gegenüber, aber auch gegenüber anderen. Ich gehe jetzt ganz anders auf Menschen zu, weil ich bei jedem irgendeine Stärke finde. Jeder ist so einzigartig! Deswegen sieht jeder anders aus. Durch meine Lebenserfahrung, auch durch die Trennung, das Leiden meiner Kinder und so weiter, durch meine Entwicklung, kann ich viele Sachen gut nachvollziehen. Es kann sich nur entwickeln, wenn es vorher verwickelt war – dieses Wollknäuel Leben. Mein Leben verlief auch nicht immer gerade. Ich glaube, meine Erfahrungen haben mich noch feinfühliger werden lassen. Gleichzeitig halte ich nichts davon, so viel zurückzublicken. Es hat mich geprägt. Durch diese Ehe haben wir zwei großartige Kinder. Und ich muss das im Nachhinein nicht kaputtmachen. Das alles hat mich geprägt. Die Jahre danach haben mich geprägt. Und jetzt bin ich so dankbar, dass ich bei mir angekommen bin. Alles, was jetzt kommt, ist eigentlich nur noch Luxus.

JP: Ich darf am Montag nochmal einen Vortrag halten in der Fresenius-Hochschule. Da geht es um Coaching als Beruf. Im Vorfeld habe ich schon Fragen der Studierenden erhalten. Unter anderem auch diese Frage: Kann man als junger Mensch überhaupt schon als Coach arbeiten? Was würdest du sagen – wie viel trägt deine Lebenserfahrung zu deiner jetzigen Arbeit bei? Du hast ja jetzt eine andere Lebenserfahrung als mit 25.

PH: Ich glaube, jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt. Jetzt mit 50+.  Früher… ich bin auch immer jemand gewesen, der ganz schnell rot wurde. Ich war sehr schüchtern, wollte nie im Mittelpunkt stehen. Selbst in der Coaching-Ausbildung war das noch ein Thema. Ich habe meine Vergangenheit gut aufgearbeitet. Mittlerweile bin ich mir selbst bewusst. Ich weiß, wer ich bin. Wenn du mir vor vier Jahren gesagt hättest, dass ich mich freiwillig vor Leute hinstelle und aktiv zu Vorträgen einlade…Ich hätte gesagt: Lieber sterbe ich.

JP: Was für eine Veränderung!

PH: Und jetzt stehe ich da und sage: Ja! Kommt, noch mehr! Ich freue mich. Es ist eben meine Herzensbotschaft! Jeder soll Face Reading ausprobiert haben! Es muss nicht jeder können, was natürlich hilfreich wäre, weil es dann vielleicht auch weniger Kriege geben würde. Es gäbe mehr Toleranz und Harmonie.

JP: Wie erleben deine Kinder das alles? Nehmen sie wahr, dass du dich da so derartig verändert hast?

 

Meine Kinder sind stolz auf mich

PH: Ja, total! Hier drüben steht noch mein Orden, den meine Tochter mir zum Muttertag geschenkt hat. Und die Danke-Karte daneben ist von meinem Sohn. Sie sprechen mir ihre Anerkennung aus! Unser Verhältnis hat sich auch sehr stark verändert. Es war nie schlecht. Wir waren durch die Trennung immer sehr eng beieinander, und jetzt ist es wirklich ein großartiges Verhältnis. Mit jedem anders. Jedes von meinen Kindern tickt ja auch verschieden. Meine Tochter ist total begeistert von Face Reading. Sie war auch schon zweimal zur Analyse mit, während ich die Ausbildung gemacht habe und hat sich dort auch analysieren lassen. Sie will das auch unbedingt irgendwann selber lernen. Sie sind beide megastolz auf mich, dass ich das so mache. Auch mein Sohn, der am Anfang gesagt hat: “Was ist denn das für ein Quatsch? Sowas will ich nicht. Mach das bloß nicht bei mir. Ich weiß auch so, ich bin gut.” (lacht) Er hat auch einen super Humor! Er ist jemand, der braucht das tatsächlich nicht, weil er in sich ruht. Sehr beneidenswert.

Sie kamen alle beide zu den ersten Vorträgen mit und haben geholfen und waren richtig stolz. Mittlerweile erzählen sie auch im Freundeskreis von mir und was ich anbiete. Dass ich helfen kann, wenn jemand sagt, dass er nicht weiß, was er beruflich machen soll, oder dass die Ausbildung keinen Spaß macht. Das ist doch nicht meins. Dann sagen die: Geh doch mal zu meiner Mama. Und das ist wirklich ganz, ganz toll!

JP: Ich habe dich auch schon einer Coachee von mir weiterempfohlen. Wenn man dich kennenlernen möchte oder deine Dienste in Anspruch nehmen möchte, wo und wie kann man dich finden? Du hast regelmäßige Infoabende neben deiner Webseite, richtig?

PH: Genau, ich biete kostenlose Infoabende an. Du findest mich auch auf Facebook, und da werden die Termine angekündigt. Darüber hinaus auf Xing, LinkedIn und eben auf der Homepage.

JP: Vielen Dank dir! So, und jetzt kommt der praktische Teil. Bin schon ganz aufgeregt.

 

Face Reading: Meine praktische Erfahrung mit Denkerstirn und Kuschelknoten

Hier endet unser Interview. Ich bin tatsächlich etwas aufgeregt. Ob Petra wohl was in meinem Gesicht finden wird, dass ich noch nicht über mich weiß? Aufgrund meiner Coaching-Ausbildung, Therapie-Ausbildung und zahlreichen Weiterbildungen habe ich mich schon intensiv mit mir beschäftigt, d.h. ich denke schon, dass ich mir meiner selbst ziemlich bewusst bin. Und gleichzeitig… 😊

Sie rutscht noch etwas näher an mich heran, ihr Blick wird sehr untersuchend, analytisch, aufmerksam. Sie sieht mich ganz genau an, sehr genau. Ich glaube, mich hat noch nie jemand so genau angesehen! Sie spricht immer weiter aus, was sie sieht und stellt Verbindungen her. Macht ihr Puzzle. Die Hände gehen unter meine Haare, fühlen Erhebungen… ganz behutsam macht sie das. Fragt auch immer wieder um Erlaubnis, ob sie mich da und dort berühren darf. Liebevoll und aufmerksam werde ich studiert. Ich erfahre etwas über meine Denkerstirn und meinen hohen Eigenanspruch, dass die Denkfalte mehr links sitzt und eher eine Sorgenfalte in Bezug auf meine Familie ist. Sie findet meinen Kuschelknoten, der tatsächlich sehr ausgeprägt ist. Der Begriff bleibt mein Lieblingswort! Und sie liest aus meinem Gesicht ab, dass ich oft zu wenig an mich denke, tatsächlich ein Weiterentwicklungsgebiet bei mir. Es gibt wirklich nichts, was nicht stimmt. Signifikant Neues habe ich nicht erfahren, aber viele Bestätigungen erhalten und eben die verstärkte Aufforderung, mich mehr um mich zu kümmern. Gleichzeitig weiß ich ja, dass ich mit diesem Wissenstand nicht repräsentativ für die Bevölkerung bin. Es ist wirklich ein tolles Erlebnis, und ich habe direkt viele Gedanken im Kopf, wem das alles mal gut tun würde… Denn es steht uns ins Gesicht geschrieben, wer wir sind und was wir können.

Danke, Petra!

 

So findest du Petra Hackbarth:

 

 

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