#neuestärke - Eine Frage des Vertrauens

06. Oct, 2018

Das ist eine Geschichte vom Vertrauen (und Freude haben): Es war einmal eine kleine Stadt, in der ein Seiltänzer sein Seil hoch über dem Marktplatz gespannt hatte. Darauf vollführte er in schwindelerregender Höhe seine Kunststücke. Viele Zuschauer hatten sich eingefunden und verfolgten gebannt, was er da oben machte. Sie hielten die Luft an, staunten über sein Geschick und klatschten jedes Mal begeistert Beifall, wenn wieder eines seiner Kunststücke gelungen war. Dann holte der Seiltänzer eine Schubkarre hoch auf das Seil und fragte die Menschen, ob Sie ihm zutrauen würden, dass er diese Schubkarre heil über das Seil bis zur anderen Seite schieben könne. Ja, klar! Das riefen die Leute. Köpfe nickten. Logisch konnte er das – sie hatten ja schon gesehen, was er sonst alles gezeigt hatte. Da fragte der Mann: „Wer von Euch würde sich denn in diese Schubkarre hineinsetzen und sich von mir über das Seil zur anderen Seite schieben lassen?“

Stille senkte sich über den Platz. Keiner meldete sich. Der Mann schaute die Menschen an, einen nach dem anderen. Köpfe wurden geschüttelt. Verlegen wurde weg geschaut. Niemand nahm das Angebot an. Da meldete sich auf einmal ein kleiner Junge: „Ich möchte gerne gefahren werden! Ich mache das!“ Still und staunend lies die Menge den Jungen durch, er kletterte hoch und setzte sich ohne zu zögern lächelnd in die Schubkarre. Die Menge hielt den Atem an. Der Seiltänzer ging los und schob die Schubkarre mit dem Jungen ohne zu Zögern und zu wackeln auf die andere Seite. Als er dort angekommen war, brandete Applaus auf. Hochrufe erschallten. Die Menschen waren begeistert. Der Junge lachte und verbeugte sich in alle Richtungen. Der Seiltänzer lachte auch und winkte den Menschen zu. Als der Junge wieder nach unten kam rief einer der Zuschauer ihm mit Bewunderung in der Stimme fragend zu: „Mensch Kleiner! Du warst ja mutig! Hattest du denn gar keine Angst?“ „Nein!“ antwortete der Kleine strahlend. „Mein Vater hat doch die Schubkarre geschoben!“

Diese Geschichte habe ich heute Morgen in der Kirche gehört. Ich weiß leider nicht, wie die Geschichte im Original heißt oder wer sie geschrieben hat. Ich habe sie hier aus meiner Erinnerung von wiedergegeben. Warum Kirche heute morgen? Mein jüngerer Sohn wird in 2019 zur Kommunion gehen, und vor Kurzem hat die Vorbereitung darauf begonnen. Wie bei meinem älteren Sohn ist dies wieder ein guter Moment, sich selbst mit Religion und Kirche auseinander zu setzen. Und das Angebot nehme ich wieder einmal sehr gerne wahr. Frau Wortberg, unsere Gemeindereferentin, las die Geschichte sehr schön vor. Bei der Pointe waren die Kinder verdutzt, und einige Eltern lachten. Ich glaube, wir Erwachsenen haben mehrheitlich darauf reagiert, dass der Seiltänzer die Zuschauer ja irgendwie ausgetrickst hat. Wahrscheinlich hat er das schon ganz oft vorher so gemacht und klar geht das dann gut. Die Kinder waren aber still. Diese Doppelbödigkeit war oder ist Ihnen noch nicht zu eigen. Und das war auch das, was mir danach hängen blieb. Dieser Junge in der Geschichte hatte ein unbegrenztes Vertrauen zu seinem Vater. Er hat sein Leben ohne zu Zögern in die Hände seines Vaters gelegt. Er hatte sogar Freude dabei!

In wen hast du grenzenloses Vertrauen?

Ganz ehrlich: Wer von uns würde das tun? Bei den Eltern? Bei seinem Partner oder seiner Partnerin? Gibt es überhaupt jemanden, wo du das tun würdest? Hast du das schon einmal getan?

Als Kind hat man dieses grenzenlose Vertrauen in die Eltern. Nicht alle von uns vielleicht. Einige werden auch schlechte Erfahrungen gemacht haben. Wenn du Glück hast, dann durftest du diese Erfahrung machen. Und dann sammelst du unter Umständen viele Lebenserfahrungen, die immer wieder zeigen, dass dein Vertrauen enttäuscht werden kann. Das kann sogar zu einem fest installierten Glaubenssatz werden, dass du keinem außer dir selbst trauen darfst.

Als Erwachsener hast du dann die Wahl: Du kannst wählen, ob du basierend auf deinen ganzen Erfahrungen grundsätzlich vertrauen möchtest oder nicht. Du kannst wählen, ob Vertrauen in deinem Leben eine Rolle spielen darf oder nicht. Das kannst du tatsächlich wählen – niemand zwingt dich dazu. Auch deine Erfahrungen bisher nicht.

Du kannst nicht alles kontrollieren, und gleichzeitig hast du die Wahl, wie du leben möchtest

Viele von uns wollen gerne alles unter Kontrolle haben. Das ist das Gegenteil von Vertrauen. Der Gedankengang dahinter ist, dass wenn ich etwas unter Kontrolle habe, dann habe ich auch den Ausgang im Griff. Ich denke, dass mir so nichts mehr passieren kann, dass ich in Sicherheit bin. Vorsorge sichert ab. Das haben viele von uns gelernt. Das ist auch erstmal gesund und ein kluger Schachzug, denn es trägt wirklich zu positiven Erfahrungen bei. Was aber, wenn das übertrieben wird und die ständige Kontrolle und Sorge und Angst dein Leben bestimmt? Wenn daraus ein ständiger Strom von Streßerfahrung und durchwachten Nächten etc. wird? Wir können NIE alles kontrollieren – das Leben am Allerwenigsten. Es gibt immer einen Moment, in dem ich loslassen muss und vertrauen MUSS.

Gerade als Eltern müssen wir das: Ich werde nie die erste Fahrt vergessen, die mein Großer alleine zu seinem Freund mit dem Fahrrad gemacht hat – 2,5km über Felder und Straßen. Er bog um die Ecke, und ich hatte Angst und Sorge. Bis per Whatsapp die Nachricht der anderen Mutter kam, dass er gut angekommen ist. Ich hatte vertraut, und es war gut gegangen. An dem Abend war er so stolz und froh, dass er DAS jetzt alleine konnte. Und ich konnte mich mit ihm freuen und war auch etwas stolz auf mich. Die zweite Fahrt war leichter für mich. Die Dritte noch leichter. Jetzt ist es selbstverständlich geworden, und ich brauche auch keine Rückmeldung mehr per Whatsapp. Ich habe Vertrauen-Haben ganz im Kleinen mit ihm geübt. Die Folge war, dass wir beide gewachsen sind und auch beide mehr Freude haben im Leben – er, weil er unabhängiger ist und sich groß fühlen kann; ich, weil ich das unsägliche Mami-Taxi nicht mehr so oft machen muss und mehr Zeit für anderes habe. Außerdem ist unser Zusammenspiel hierbei gewachsen und gereift.

Das ist ein ganz kleines Beispiel dafür, was Vertrauen haben ausmachen kann:

Vertrauen schafft Wachstum und Freude

Ein anderes Beispiel ist das Vertrauen, dass ich als Coach oder Trainer in meine Klienten habe(n muss). SIE sind erwachsen und in der Lage, die für Sie richtige Lösung zu finden. Sie holen sich auch aus meinen Trainings oder Workshops das heraus, was für Sie wichtig sein könnte. Ich mache lediglich Angebote. Und im Idealfall entsteht dann persönliche Weiterentwicklung. Aber nicht immer ist die Zeit reif. Nicht immer bin ich die Richtige. Ich gebe mein Bestes, aber das Ergebnis liegt nicht in meiner Hand oder Verantwortung. Ich musste lernen (und da bin ich auch immer noch im Prozess), dass wenn ich loslasse und den Klienten vertraue die besten Rahmenbedingungen für persönliches Wachstum entstehen. Die Klienten übernehmen die Verantwortung für sich selbst. Sie reifen in diesem Prozess und wachsen persönlich. Und sie werden groß dabei, fangen an zu leuchten und zu strahlen.

Und die Geschichte? Ich überlasse dir als Leser die Deutung für dich im religiösen und spirituellen Kontext. Ich habe an dieser Stelle das Vertrauen, dass du das kannst! Wenn du es möchtest. 😊

 

 

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