Schwierige Gefühle in Ruhe aktiv verarbeiten: Pause machen – Teil 2

18. May, 2018

Pause machen am Wasser und nachdenken

Das Leben passiert. Immer wieder haben wir unschöne Erlebnisse: Ein Streit mit dem Partner oder anderen Familienmitgliedern, Ärger auf der Arbeit, Unzufriedenheit mit eigenen Erlebnissen, Enttäuschungen, Trauer… die Liste möglicher Anlässe ist endlos. Das Leben besteht eben aus Höhen und Tiefen. Wir wollen alle gerne nur die Höhen erleben und möglichst lange festhalten. Gleichzeitig kann es sie nicht ohne Tiefen geben. Wie kann dir das Thema „Pause machen“ dabei helfen, ein Tief besser zu durchlaufen? Und wie kannst du dabei deine Gefühle aktiv verarbeiten? Die “schlechten” gefühle hätten wir ja immer gerne schnell “weg”, oder?  Darum geht es in diesem Blogpost.

Mein aktueller Anlass für diesen Post ist tatsächlich die Erkrankung eines Familienmitgliedes und gleichzeitig ein saftiger Familienstreit auf der anderen Seite meiner Familie. Die Details sind hier unwichtig. Fakt ist natürlich, dass mich das mitnimmt. Es lässt mich eben nicht kalt. Wäre auch schön blöd, wenn ich einerseits als Coach Menschen empathisch begleiten möchte und auf der anderen Seite unschöne Gefühlsaspekte ausblenden möchte. Gefühle gibt es halt nur im Paket: Gar nicht (auch ein Weg, sich zu helfen: Gefühle einfach ausblenden, aber ein schwieriger) oder eben gute UND schlechte Gefühle.

Ich habe mich über die Jahre entschieden, den zweiten Weg immer offensiver zu gehen. Das war mal anders. Dann wird es aber wichtig, dass du lernst, mit den „schlechten“ Gefühlen (und ich setze das mal bewusst in Anführungsstriche) gut und wertvoll, eben konstruktiv umzugehen.

Ich habe in der Folge mal meine Schritte zusammengetragen, wie ich mich dem Thema nähere. Und vielleicht ist das ja auch ein wenig Inspiration für dich.

5 Schritte für ein gutes Gefühlsmanagement

Schritt 1 – Innehalten und hin fühlen

Richtig gelesen: Mein Rezept im Umgang mit schlechten Gefühlen heißt tatsächlich, erstmal noch genauer hinein zu fühlen und hinein zu spüren. Klingt im ersten Schritt echt unangenehm. Und: Dafür musst du innehalten. Das geht nicht im vollen Lebenstempo. Es lohnt sich, diese Pause zu machen. Manchmal sind es nur wenige Minuten, z.B. bei einer Kaffeepause auf der Parkbank, im Bürostuhl mit Blick zum Fenster hinaus… ganz egal. Aber es ist eine bewusste Pause, die du da machen solltest. Durch den Blick nach innen hast du die Chance, zu verstehen, was gerade in dir vorgeht. Du kannst dich sogar aktiv fragen: Was fühlst du gerade?

Schritt 2 – Annehmen, was da ist

Das fällt vielen Menschen, mich eingeschlossen, sehr schwer. „Schlechte“ Gefühle wollen die meisten von uns einfach „weghaben“. Das soll aufhören, aber bitte zackig!  Und gleichzeitig: Wenn ich Traurigkeit fühle, dann hat die ihren Grund. Sie ist berechtigt. Gleiches gilt für Wut oder andere Gefühle. Nimm erstmal wahr was da ist und dann vor allem, respektiere und akzeptiere dieses Gefühl. Dein Körper und dein Geist reagieren gerade so aus Erfahrung. Es gibt gute Gründe, warum du genau diese Emotion verspürst. Versuche, das einen Moment einfach auszuhalten, nur wahrzunehmen, nicht sofort aktiv zu werden. Du kannst sicher sein, das Gefühl geht irgendwann wieder…

Schritt 3 – Was brauchst du?

Wenn du etwas in dem Gefühl geblieben bist, dann versuche zu verstehen, was für ein Bedürfnis dahinter ist, dass sich meldet. Bist du z.B. sauer auf deine Freundin, weil sie die Verabredung abgesagt hat und du eigentlich das Bedürfnis nach ihrer Nähe und Zuneigung gehabt hättest? Was brauchst du jetzt, um dein Bedürfnis dahinter zu erkennen und vielleicht zu befriedigen?

Schritt 4 – Glaube an die Echtheit deiner Gefühle, aber hinterfrage den Auslöser!

Wir machen unsere Gefühle selber. Dinge passieren – sie haben die Bedeutung, die wir ihnen geben. (frei nach Epiktet). Unser Körper und unser Geist machen Gefühle in Blitzesschnelle auf Basis unserer gesammelten Lebenserfahrung. Die Schnelligkeit überrennt manchmal unseren rationalen Verstand geradezu. Gerade bei heftigen und unangenehmen Stimmungen ist es also irgendwann ratsam, eine Art Realitätscheck zu machen und einen Moment zu reflektieren, ob diese gefühlsmäßige Reaktion WIRKLICH angebracht ist. Habe ich alle nötigen Informationen? Wie gestaltet sich eine Sachlage eventuell aus einer anderen Perspektive? Ist es unter Umständen so, dass ich auf Basis meiner Erfahrungen Gefühlsreaktionen übertrage? Zum Beispiel: Der Chef hat mich vor versammelter Mannschaft abgekanzelt. Ich bin traurig, wütend und verletzt. Zum Teil sicher zu Recht, denn das ist einfach eine nicht angemessene Vorgehensweise. Zu einem anderen kommt das Verletzungsgefühl eventuell aus ganz anderen Zeiten, als womöglich Papa mit uns übel geschimpft hat. Und vielleicht war das auch damals schon nicht gerechtfertigt? Du siehst, worauf ich hinaus will… Spätestens jetzt kannst du sehen, dass sich diese Schritte nicht im Affekt und in Sekundenbruchteilen erledigen lassen, vor allem nicht am Anfang, wenn du das alles noch übst. Deswegen: Rückzug, Pause einlegen, Ruhe einkehren lassen, Emotionen auch runterfahren, um der Ratio den notwenigen Raum zu geben (siehe Schritt 4)

Schritt 5 – angemessenen Umgang mit dem Gefühl überlegen und (vielleicht) eine Lösung finden

Ändern, was du ändern kannst. Annehmen, was du nicht ändern kannst.  Gerade bei kommunikativen Schwierigkeiten im Miteinander hast du oft Möglichkeiten zu überlegen, wie du weiter machen willst. Bei Schicksalsschlägen, Trauer und ähnlichen großen Gefühlen wird es vor allem zunächst darauf ankommen, das anzunehmen und auszuharren. Vielleicht sich Zeiträume zu suchen, in denen man Schmerz zulassen kann und möchte, aber eben auch Pausen vom Schmerz zu machen. Gleichzeitig ist es belegt, dass negative Gefühle tatsächlich besser verarbeitet werden können, wenn ich mich irgendwann auf die äußeren Umstände konzentriere und das Gehirn somit aktiv damit beschäftige, Lösungen zu finden und konstruktiv objektiv zu reflektieren. Nur das reine Ausharren im Gefühl bringt dich tatsächlich nicht weiter!

Die Schritte 4 und 5 sind wichtig, damit du nicht stecken bleibst!

Und – du wirst sehen: Nach und nach stellt sich mehr innere Ruhe ein und neue Ideen kommen. Und dann entsteht oft ein neuer Gedanke oder eine innere Freiheit kommt wieder auf…

Diese Ideen können dich zusätzlich noch unterstützen, neue Kraft zu finden und besser in die Ruhe zurückzufinden:

  • Zeit hilft: Ich habe immer wieder festgestellt, dass es gerade bei diesem letzten Schritt hilfreich ist, Zeit vergehen zu lassen. Das berühmte „mal darüber schlafen“ tut Wunder. Das Gehirn arbeitet im Schlaf weiter und kramt neue Ideen und Lösungsansätze hervor.
  • Stress reduzieren: Das Ausmaß deiner Herausforderung bestimmt, wie viel Pause du brauchst. Gefühle zu verarbeiten ist schwere Arbeit. Eine volle Woche kann Ablenkung verschaffen, schiebt aber die Bearbeitung von solchen Gefühlen nur noch hinaus.
  • Bewegung! Ja, richtig gelesen. Es hilft sehr, sich etwas zu bewegen. Für mich funktionieren lange Spaziergänge und Yoga am besten, eben eine gleichmäßige ruhige Bewegung, die das Herz-Kreislaufsystem in Schwung bringt, mich aber nicht noch zusätzlich mental fordert. Da sind die Menschen aber verschieden. Vielleicht musst du hierbei deinen Weg erstmal herausfinden.
  • Aufenthalt an Kraftplätzen: Damit meine ich nicht unbedingt in Urlaub fahren (wobei auch das natürlich SEHR nett ist), sondern manchmal reicht dein Lieblingsplatz im Park. Vielen Menschen hilft auch ein Spaziergang am Wasser (Fluss, See etc.). Anscheinend erlaubt der Blick auf Wasser eine besondere Form der Ruhe und Konzentration. Wusstest du, dass das Wasser symbolisch für unser Unbewusstes steht?
  • Geduld haben & liebevoll mit sich selber sein. Manchmal geht das blöde Gefühl bald weg. Manchmal braucht es eine Weile. Das hat alles seine Berechtigung, und das darf so sein. Es DARF!

Du siehst, es braucht ein bisschen Ruhe und eine Pause von anderem, um aktives Selbstmanagement zu gestalten und eben nicht zum Spielball der eigenen Emotionen zu werden. Und: Du kannst dir sicher sein, auch diese Gefühle gehen wieder. Irgendwann ist es vorbei.

Gerade in der Familie, wenn unterschiedliche Generationen aufeinanderprallen und die Emotionen besonders hoch kochen, stelle ich immer wieder fest, dass dieses Wissen früher noch nicht so zur Verfügung stand. Wenn du für dich einen Weg gefunden hast, dann kannst du das vielleicht an deine Lieben weitergeben.

Schreib mir mal, wie du mit „schlechten“ Gefühlen umgehst und was die Pause dafür bei dir bewirkt hat!

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