Selbstmanagement und Smartphone bei Mutter und Kindern - Nichts leichter als das?

17. Nov, 2018

Steve Jobs, Vater des Ipads und der Iphones, verbot seinen Kindern die Benutzung seiner Entwicklungen. Denn er wusste genau, wie faszinierend diese Geräte waren und bis heute geblieben sind. Damit war er nicht allein unter den hochrangigen IT-Spezialisten; ein Fachjournalist wird mit den Worten zitiert „Schließlich haben wir mit eigenen Augen gesehen, welche Gefahr von den neuen Technologien ausgeht.“  Schöner Mist! Aber woher kommt denn dieser Drang, dass wir das Smartphone immer wieder rausholen? Da bin ich auch mit dabei! Und wie zum Himmel halte ich meine Kinder davon ab? Hier lest Ihr meinen aktuellen Stand zum Thema.

Grundlage für diesen Beitrag war ein Artikel in der Psychologie Heute, Ausgabe November 2018. Dieser Artikel machte mich sehr nachdenklich: Ja, ich wusste natürlich schon, dass man nach Smartphone, Serien und Internet süchtig werden kann. Und wenn ich meine Jungs am Tablet oder Handy beobachte (vor allem in dem Moment, wenn ich sage, dass sie jetzt aufhören sollen), dann macht mir das schon manchmal Angst. Aber ganz verbieten? Dann sind sie technisch außen vor und können in der Peer Group nicht mitereden. Wenn nutzen lassen, dann was? Wie lange?Und wie behalte ich dann den Überblick? Und: Wie gehe ich selbst eigentlich mit dem Thema um?

Die Gefahr bei der Smartphone Nutzung liegt in der Sucht des Menschen nach Anerkennung

Tatsächlich sind alle Menschen süchtig nach Anerkennung und nach dem Gefühl, sich als richtig und wertvoll zu erleben. Wir suchen Erfolg und positive Bestätigung! Und der Artikel bringt es auf den Punkt: Heutzutage holen wir uns das oft in Form von Likes, gelikten Selfies und errungenen Siegen und Punkten/ Geldeinheiten/ Kristallen in Games. Sucht bedeutet dabei konkret, dass man etwas kontinuierlich macht, obwohl es schädlich wirkt. Und offensichtlich sind die Online-Geschichten allein schon vom Marketing her sehr verführerisch angelegt. Darüber hinaus kommen wir leicht ran, sie sind quasi überall und jeder Zeit leicht zu erreichen. Ganz mühelos! Und mal ehrlich: Wer von uns hat nicht Lust auf Sachen, für die man nichts tun muss und sich hinterher auch noch vermeintlich gut fühlt? Da ich da bestimmt nicht ganz anders bin als alle anderen, habe ich mich zuerst gefragt, was ich denn da so tatsächlich mache mit meinem Smartphone. Getreu dem Motto:

„Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.“

Schritt 1: Komm dir selbst auf die Schliche! Wie viel nutzt du WIRKLICH?

Interessanterweise war gerade im letzten Softwareupdate meines IPhones ein neues Feature namens Bildschirmzeit dabei. Ich musste die Funktion nur noch aktivieren. Und zack… machte ich große Augen! Ganz ehrlich! Ich hatte den Umfang meiner Nutzung als viel geringer eingeschätzt und mich offensichtlich grandios verschätzt. Im Schnitt der letzten 7 Tage war ich fast 3h pro Tag mit meinem Smartphone zugange, vorneweg Telefon und Whatsapp (ok, ich arbeite auch damit und organisiere das Familienleben eigentlich nur noch mit Whatsapp), aber fast eine Stunde Whatsapp am Tag?! Was könnte ich stattdessen mit der Zeit anfangen? Wie habe ich das früher gemacht, vor Whatsapp? Sind das wirklich alles nur Orga-Nachrichten oder ist nicht – ehrlich zugegeben-  auch viel „Schrott“ dabei? Witze, lustige Smileys, Chatnachrichten mit textuellen Schlagabtauschen in Verteilern… im Jahr also ca 350h meiner Lebenszeit Whatsapp? Facebook und Instagram dahinter tatsächlich eher abgefallen…  Das war beeindruckend und erschreckend zugleich. Im Artikel wird eine andere spezielle App genannt namens Moment. Diese misst ebenfalls automatisch wie viel Zeit du mit deinem Smartphone verbringst. Schockierend sind dann hier die veröffentlichten Nutzerdaten (aggregiert natürlich): demnach verbringen 25% der App-Nutzer ein Drittel ihrer Wachzeit mit dem Handy, etwa 100h pro Monat. Das sind 11 Jahre bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung! Da lag ich mit meinen 21h pro Woche nicht viel drunter…

Und noch mehr Info in einem Buch: Adam Alter hat darüber geschrieben – der Titel „Unwiderstehlich“ (ein weiteres MUSS für meinen Bücherstapel). Offensichtlich ist in der entwickelten Welt jeder Zweite nach irgendwas süchtig, was nicht mal was Illegales sein muss. Das scheint der Entwicklungsstand und die damit verbundenen Möglichkeiten einfach mit sich zu bringen. Aber wie kommt man davon los? Er empfiehlt keine Bestrafungen sondern motivierende Gespräche, setzt auf Besserung durch Einsicht. Ein erster Schritt ist die oben dargestellte Schaffung der Transparenz für die eigene Nutzung. Bei Kindern wird das schwieriger, denn wie einsichtig sind 8 Jährige? Oder pubertierende 12 Jährige?

Fürchterliches Zitat aus dem Artikel: „Die Aufmerksamkeitsspanne von Kindern sank zwischen 2010 und 2016 von 12 auf höchstens 8 Sekunden – während die von Goldfischen gleich blieb, bei maximal 9 Sekunden“

Achtsamkeit und Bewusstwerdung sind die Grundlagen der Veränderung

Schritt 2: Überlege, wie du in Zukunft anders damit umgehen möchtest – das Smartphone ist kein Pausenfüller!

Ich habe angefangen, meine Funktion sehr aktiv zu nutzen. Ich habe mir Bildschirmsperrzeiten eingerichtet und ich habe mir Alerts gesetzt. Und doch ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich mal schnell das Handy aktivieren will, um irgendeinen Moment zu überbrücken. Das versuche ich mehr und mehr sein zu lassen. Nach der ersten Woche gibt die Funktion eine ersehnte Rückmeldung: Meine Nutzung ist trotz beruflicher Verwendung um 33% gesunken. Das verbuche ich als Erfolg! Ich stelle fest, dass ich an Tagen, an denen ich nicht so gut drauf war, häufiger zum Handy gegriffen habe, an hoch motivierten Tagen weniger. Es hat auch viel damit zu tun, wieviel Leerlauf ich habe (Überbrückung von Wartezeiten oder Langeweile) oder ob ich meine, mir mit dem Handy eine Pause gönnen zu können (ist es nicht wirklich!) oder mir irgendwie was Gutes zu tun, nette Bilder anschauen (Instagram), mal eben Nachrichten austauschen mit einer Freundin (persönliche Nähe)… ES sind immer sehr menschliche Bedürfnisse. Und es ist wie bei allem: Die Dosis macht das Gift. Für meine Verhältnisse bin ich mit den Verhaltensanpassungen, die ich da gemacht hatte, ausreichend zufrieden.

Jetzt kommt die nächste Hürde oder auch Etappe. Ich glaube sehr an Erziehung durch Vorbildfunktion. Wenn meine Kinder mich ständig mit Handy gesehen haben oder auch sehen, was sagt Ihnen das. Unabhängig davon, was die Handy- oder Tabletnutzung mit ihren Gehirnstrukturen macht? Fakt ist, dass wir schon länger EIGENTLICH eine zeitliche Obergrenze für die Nutzung festgehalten und vereinbart hatten. 1h pro Kind und Tag. In der Praxis ist das nicht immer einhaltbar. Darüber hinaus hatte ich zunehmend das dumpfe Gefühl, dass die beiden Exemplare in meinem Haushalt findige Wege nutzten, um dieses Limit zu umgehen. Also…

Schritt 3: Was von meinen Erkenntnissen bringe ich in die Erziehung ein? Was mache ich mit den Kindern?

…habe ich zuerst einmal auf das Handy vom Großen eine App geladen namens Stayfree. Kostete in der Basisversion nichts. Brachte aber schlagartig Erleuchtung. Fürchterliche Erleuchtung! Wieder große Augen meinerseits… „Großer, was glaubst du, wie viel du dein Handy in den letzten 7 Tagen genutzt hast und wofür?“ (Diese App liefert genau wie Bildschirmzeit auch die Nutzungsdaten pro App.) Achselzucken. „Naja, wahrscheinlich am meisten Youtube. (Stimmte!) Und so 10h vielleicht?“ Das wäre ja super. War aber nicht! Pralle 30h schauten mich da an, davon alleine ca. 15h in Youtube. Schock! Selbst die Nutzungszeiten konnte man sehen. Hier 15min, dort 10min, dann ein großer Block von 1H20 min… immer wieder, ständig, schrecklich! Ich war echt hell entsetzt. So sehr war uns das also schon entglitten. Und jetzt?

Zuerst setzten wir auf Einsicht. Denn beide waren schon überrascht und geschockt! „Und ich denke immer, ich habe nicht genug Zeit zum lernen!“ Ha! Könnte man so sehen, ja. Wir haben geredet und beide meinten, dass 2 Tage pro Woche ganz ohne Handy etc. möglich wären. Außerdem versprachen sie hoch und heilig, dass sie weniger machen würden. Das war der Plan. Leider war der Drang doch zu nutzen noch größer. Wieder wurde heimlich genutzt. Bloß, dass ich diesmal dank App sehen konnte, was passierte. Das alte Spiel: Eltern verbieten etwas, und Kinder versuchen, es trotzdem zu tun. Habe ich früher auch gemacht. Ich habe es daher nicht persönlich genommen. Aber da ich keine Lust auf weitere Spielchen dieser Art hatte und gleichzeitig nicht ganz sicher war, ab wann man Kindern so eine Art von Selbstmanagement zutrauen kann, habe ich noch nach anderen Wegen gesucht. Letzteres ist ja selbst für Erwachsene schwierig.

Kurze Befragung im Freundeskreis: Überall das gleiche Problem. Die Lösungen mehr oder weniger drastisch. Teilweise war Youtube ganz vom Handy gelöscht bzw. geblockt (dann schauen sie bei Freunden…), teilweise wurde über Apps Zeit in Kontingenten frei gegeben. Der WLAN-Router gibt nur begrenzt Zeitblöcke für die Internetnutzung eines Gerätes zuhause frei. Viele Lösungsansätze, und immer wieder die Erfahrung, dass der Nachwuchs dran vorbeigeht. Schönste Geschichte: Der 11Jährige, der sich extra einen Wecker stellt, damit er morgens schon bevor alle anderen wach sind, Fernsehen schauen kann. Und die Mutter, die jetzt immer wieder abends den Wecker heimlich zurückdreht, wenn Sohnemann schläft… Alles nicht meins!

Die aktuelle Lösung: Etwas Mehr, dafür mit Auflage, später und unter Aufsicht!

Zum Schluss kam mir unter der Dusche eine Lösungsidee, und die probieren wir gerade aus.  Handy/ Tablet/ Xbox erst ab 17:00, sofern alles andere (Hausaufgaben etc.) erledigt ist. Dafür aber tatsächlich für 1,5h – mehr als vorher. Und im nächsten Jahr werde ich selber noch auf die Uhr schauen müssen. Und dann werde ich wahrscheinlich neu überlegen müssen. Denn was mache ich, wenn ich als Konsequenz für Fehlverhalten ein Handy wegnehmen möchte, und mein halbstarker Sohn gibt es mir nicht?

Die beiden werden noch viel mehr als ich lernen müssen, wie sie gesund mit Medien umgehen müssen, damit sie nützlich bleiben und nicht schaden. Es gibt ja auch viele gute Sachen… Programmierapps, Lehrapps für Vokabeln etc. Nur dass meine zwei da im Moment keinen Drang zu haben. Lieber schauen sie Paluten & Co beim Gaming auf Youtube zu. Neuer Berufswunsch: Youtuber. Mal sehen, was aus uns hierbei wird…

#neuestärke – was ist deine Lösungsansatz, für dich und deine Familie?

 

 

Buchtipps:

Adam Alter – Unwiderstehlich

Judson Brewer – Das gierige Gehirn

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