Selbstverwirklichung mit vollem Terminkalender – Wie geht das?

01. Mar, 2019

Pia saß vor mir. Übermüdet, entnervt und gleichzeitig gepflegt, eine Frau Mitte 40 mit einem sehr vollen Terminkalender, die ihr Leben grundsätzlich im Griff hat. Und doch war sie sehr unzufrieden! Unser Thema war, wie sie sich mehr Zeit organisieren kann zwischen all ihren Verpflichtungen, als Angestellte, als Mutter, als Partnerin… und dann waren da auch noch ihre Hobbies, für die sie schon lange keine Zeit mehr gefunden hatte. Sie hatte relativ oft Einschlafprobleme, wünschte sich mehr Bewegung und eine gesündere Ernährung… irgendwie war das ALLES sehr wenig zufriedenstellend. „Ich weiß gar nicht mehr, was ich wirklich will! Mein Kopf ist einfach viel zu voll!“ sagte sie. Sie verspürte ein großes Bedürfnis, etwas für sich zu tun. Mehr sie selbst zu sein! Aber wie und was? Bei all den Terminen… Sie seufzte tief! Und dann fiel das große Wort…

Selbstverwirklichung! Ihr Wunsch nach mehr war stark. Mehr Zufriedenheit. Mehr Glück! Mehr echtes Leben! Aber wie geht das? Muss sie dafür aussteigen? Kann sie das? Darf sie das? Was will sie denn tun, und wenn ja wie? Was werden die anderen sagen? Fragen über Fragen.

Selbstverwirklichung ist für mich tatsächlich ein ganz schön großes Wort, sehr aufgeladen und riesig in meiner Wahrnehmung. Und ja, auch etwas ausgelutscht von zahlreichen Artikeln und Beiträgen in Presse und Fernsehen. Selbstverwirklichung leben dort vor allem Leute, die es sich leisten können oder die, die keinen Sinn für Realität haben. Das ist etwas sehr Unpraktisches und Überzogenes, das doch wirklich “zu viel gewollt ist”. Das Wort Selbstverwirklichung lässt viele auch an möglicherweise verrückte Dinge denken, große Lebensveränderungen: Trennungen, Umzüge in eine andere Stadt, Aussteigen auf Zeit oder ganz, den Job hinschmeißen und ganz was anderes machen… Wenn in den großen Romanen die Heldin feststeckt und etwas grundlegend anderes passieren soll, dann wird das auch gerne mit diesem Stichwort gekennzeichnet und sie stürzt sich entsprechend in ein Abenteuer. Wir glauben gerne mal, dass das nur SO gehen kann. Weil uns ansonsten ja unsere täglichen Verpflichtungen im Weg sind. Weil wir ja gar keine Zeit haben, an uns zu denken. Weil wir so viel um die Ohren haben, dass wir uns selbst nicht mehr zuhören können. Weil auch nicht wenige von uns sich diese Zeit gar nicht zugestehen wollen, oder?
In so einem Umfeld kann es tatsächlich einfacher erscheinen, einen ganz krassen Einschnitt zu machen. Vielleicht weil wir uns auch gar nicht mehr anders zu helfen wissen? Das kann eine gute Lösung sein. Sie hat aber auch ihren Preis.

Was oft passiert ist, dass Menschen in Ihrer Lebenssituation feststecken und all ihre Wünsche und Bedürfnisse auf später verschieben… wenn die Kinder groß sind, wenn das Unternehmen läuft, wenn sie eine neue Stelle haben oder genug verdient haben, wenn sie sich nicht mehr um ihre Eltern kümmern müssen… und in der Zwischenzeit staut sich alles an: Frust, Unzufriedenheit, Verbitterung, sogar richtige Wut.

Da ist dann eine Wutkraft, die in ihrer originären Ausprägung die Kraft für Veränderung sein kann, die aber ja noch nicht gelebt werden darf. Die Veränderung meine ich. Die Energie entlädt sich dann in andere Richtung. Oder wir glauben dann, dass wir ja eh nichts ändern können, und verharren in Passivität. Das alles muss nicht sein. Das kostet uns sehr viel wertvolle Lebenszeit und Energie. Und das beeinträchtigt auch alle, die um uns herum und mit uns leben: Familie, Freunde, Kollegen.

Ich bin mittlerweile fest davon überzeugt, dass Selbstverwirklichung auch und gerade gehen kann, wenn du einen vollen Kalender hast und wenn du denkst, dafür keine Zeit zu haben. Vor allem, weil es dir so besser geht, und damit auch allen in deinem Kreis. Dafür musst du zwei Dinge tun und sie einfach immer wieder üben:

Es braucht kleine Zeitinseln nur für dich allein!

Vor der Selbstverwirklichung steht die Selbsterkenntnis. Du musst verstehen und wahrnehmen, wer du bist oder was du gerne möchtest. Dafür braucht es – ZEIT. Einen ruhigen Moment. Ich nenne das eine Zeitinsel. So eine Zeitinsel muss nicht groß sein, zumindest nicht am Anfang. Sie sollte nur möglichst regelmäßig in deinem Alltag eingebaut sein, am besten im Rahmen von festen Routinen. Mit Zeitinseln meine ich auch Momente, in denen du NICHTS tust außer, dir selber zuzuhören. Dazu ist es wichtig still zu werden und still zu sein. Vielleicht im Rahmen von einem kurzen Spaziergang, bei dem du eine kleine Pause auf einer Bank einbaust. Vielleicht in 10min in Ruhe mit einem Kaffee oder Tee. Bürotür zu. Handy lautlos. Vielleicht ist es eine Meditation, die du regelmäßig morgens oder abends machst (Dafür gibt es jede Menge wunderbarer Apps). Ganz egal.

Wichtig hierbei ist, dass der zeitliche Umfang, der Zeitpunkt im Tag und auch der Ort und die Art wie du das machst zu dir und deinem Leben passt.

Persönlich habe ich gute Erfahrungen mit dem frühen Morgen gemacht: Ich bin als Lerche morgens schon sehr fit und klar in meinen Gedanken, meine Familie schläft noch und der Tag hat noch nicht angefangen. Das erlaubt mir, mich in aller Ruhe zu fokussieren und zu sortieren. Dazu trinke ich heißen Ingwerwasser, bei mehr Zeit gibt es auch schon eine kleine Yogaeinheit. Und dann kann der Tag gerne kommen! Vielleicht bist du eher abends noch fit und gehst dafür eine Runde um den Block. Oder vielleicht bist du abends zu müde und kannst dir in deiner Mittagspause so einen Moment einbauen. Ganz egal!

Wichtig ist außerdem, dass es am besten JEDEN Tag stattfinden kann.

Das braucht auch Übung! Es gibt unterschiedliche Aussagen dazu, wie lange wir eine neue Verhaltensweise einüben müssen, damit sie uns locker von der Hand geht. Es sind aber mindestens mal 30 Tage, eher 3 Monate. Und in der Zeit wird es auch mal nicht funktionieren. Das ist normal. Dranbleiben ist wichtig! Tipp: Wenn du jemand bist, der sich mit Kalender gut organisieren kann, dann trage dir diese Termine mit dir selbst in den Kalender ein. Vielleicht sogar farblich markiert?

Diese Zeitinsel solltest du dafür nutzen, in einen inneren Dialog zu gehen.

Vielleicht einfach erstmal dem Atem lauschen, wahrnehmen, was genau um dich herum in diesem Moment passiert und dann mal in den Körper hineinfühlen… in der Stille dich selbst fragen – so wie du einen guten Freund fragen würdest – Wie geht es dir? Was brauchst du gerade? Was wünschst du dir? Regelmäßig gemacht steigert das dein Bewusstsein für dich selbst. Du kommst überhaupt erstmal in die Lage, dich wieder richtig zu spüren. Meist entsteht daraus der Wunsch mehr zu machen, die Zeitinseln auszudehnen, vielleicht auch im Rahmen von Hobbies zu intensivieren. Was würdest du tun?

Zweitens: Kleiner Denken! Kleine Schritte! Machbare Ziele!

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt! Wenn wir eine Idee haben, was wir für uns tun wollen, dann denken wir oft, wir müssten direkt dieses oder jenes große Projekt angehen. Meist nehmen wir uns viel zu viel vor.  Ganz ehrlich: Das ist mein Hauptproblem bei sowas. Ich neige dazu gerne den ganzen großen Berg mit ALLEM, was ich dafür tun müsste, zu sehen. Das war und ist meist sehr frustrierend, weil die Größe eines solchen Vorhabens schon wieder abschreckend wirkt und regelrecht blockiert. Oft hat mir das alle Energie gezogen und ich habe erstmal nichts mehr gemacht. Ich habe gar nicht mehr angefangen und war vor allem eines: unzufrieden mit mir selbst! Es ist besser, seitdem ich kleiner denke und meine Herangehensweise geändert habe. Beispiele: Wenn du die Idee hast, dass du dich gesund ernähren willst und ausgewogen und frisch gekocht, dann fange mit einem Tag in der Woche an und hab nicht den Anspruch, das direkt jeden Tag zu tun. Wenn du dich beruflich umorientieren willst, dann musst du nicht direkt über eine Kündigung nachdenken (auch wenn ausreichend angestaute Wutkraft uns massiv in so eine Richtung schubsen möchte), sondern du kannst mal anfangen zu sammeln, was dir gerade an deiner Arbeit tatsächlich doch noch gut gefällt, und WAS GENAU du vielleicht gerne anders hättest. Wenn du vielleicht endlich wieder mal nähen möchtest, um dir vielleicht – wie früher – nochmal ein schönes Kleidungsstück selbst zu machen, dann kann der erste Schritt sein, heute mal einfach NUR im Internet zu googeln  zu dem Thema und zu deinen Wünschen.

Die Frage sollte an dieser Stelle immer lauten: Was ist der eine kleine Schritt, den ich ohne großen Widerstand HEUTE machen kann, der schon in die richtige Richtung geht?

Und das ist vielleicht gar nichts Großes oder Spektakuläres. Selbstverwirklichung ist tatsächlich auch eine stetige Entwicklung, die immer wieder andere Ausprägungen haben darf. Es ist ein Prozess, in den du eintrittst, und der vielleicht ein Leben lang nicht mehr aufhört.

Und es ist immer wieder ein Stück gelebtes ICH.

Ein Stück mehr Wirksamkeit von deinem ICH.

Ein Stück mehr bedeutungsvolle Wirklichkeit für dich.

WirklICH geworden durch dich! 

Meine Kundin Pia (Name natürlich geändert) hat für sich tatsächlich abends einen Zeitraum eingerichtet: 30min vor dem Schlafen gehen, etwas Tagebuch schreiben und sich dabei reflektieren, eine kurze geführte Meditation (zum Einstieg und Üben mit einer App) und ein bisschen Schönheitspflege. Und tatsächlich schläft sie seitdem auch besser ein.

 

 

Eine Auswahl von weiteren Tipps zu Selbstverwirklichung, Zeitmanagement und verwandten Themen findest du hier:

 

Und neu in meinem Angebot: Berufungscoaching – Finde, was dich glücklich macht!

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